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Wiiieeder Dritte Liga. Rot Weiß Erfurt ist auch zur neuen Saison dabei.

© dpa/Schutt

Start in der Dritten Liga: Rot-Weiß Erfurt: Sichten, ausbilden, verkaufen

Der Klub aus Thüringen ist seit Gründung der Dritten Liga immer dabei. Ein Grund dafür ist die klare Strategie in Sachen Mannschaftszusammenstellung.

Wenn dieser Tage Meldungen über unfertige Sportstätten in der Olympiastadt Rio de Janeiro auftauchen, fühlt Torsten Traub, der Manager von Rot-Weiß Erfurt, sich an die eigene Misere erinnert. Eigentlich sollte das modernisierte Stadion längst fertig sein, eigentlich. Nun muss Erfurt am Sonnabend (14 Uhr, live im MDR) gegen den Halleschen FC auf einer Baustelle in die neue Drittliga-Saison starten, die am Freitag mit dem Duell der Zweitligaabsteiger MSV Duisburg gegen den SC Paderborn (1:0) eröffnet wurde. Es ist die neunte Spielzeit der Dritten Liga und die neunte für Rot-Weiß Erfurt. Neun Jahre Dritte Liga, das kann kein anderer Verein von sich behaupten. Einer Liga, von der es heißt, in ihr sportlich und finanziell zu überleben, sei hochgradig kompliziert. Also, Torsten Traub, sind neun Jahre Drittligist ein Grund zur Freude oder einer zum Nachdenken?

„Wir sind stolz und froh, dass wir die Dritte Liga haben und ihr konstant angehören, aber natürlich ist es das Ziel eines jeden Drittligisten, in die Zweite Liga aufzusteigen“, sagt Erfurts Manager. Und ja, all jene, die jammern, haben auch ein wenig Recht.

Zweitligisten erhalten Millionenbeträge an Fernsehgeldern, Drittligisten deutlich weniger

Alltag in der Dritten Liga sei ein ständiger Überlebenskampf. Der finanzielle Unterschied zur Zweiten Liga ist deutlich. Etwa in Sachen Fernsehgeld. Erfurt erhält laut Traub 720 000 Euro pro Saison, der durchschnittliche Wert aller Zweitligisten liegt im mittleren einstelligen Millionenbereich. Da brauchen Drittligisten schon eine klare Strategie. Die der Erfurter unterscheidet sich nicht von den meisten anderen. Junge Spieler einbauen, entwickeln und dann möglichst gewinnbringend veräußern. „Die Liga hat sich als Ausbildungsliga etabliert“, sagt Traub. Talente dauerhaft halten? Aus seiner Sicht unmöglich. „Rein finanziell wäre das viel zu riskant, außerdem wollen die Spieler so schnell es geht in den beiden höheren Ligen spielen“, sagt Traub. Selbst Spitzenvereine wie Dynamo Dresden in der vergangenen Saison müssten zuerst an die wirtschaftliche Bilanz denken. Schwarze Zahlen sind immer auch ein Balanceakt. Spieler dürfen in der Regel nicht viel kosten, sollen sportlich aber Verstärkungen darstellen. Unter diesen Voraussetzungen verändern sich die Kader bei vielen Klubs jeden Sommer stark. Im Fall von Erfurt hielt sich die Fluktuation in Grenzen. Neun Spieler sind gegangen, sieben gekommen. „Eine Herausforderung besteht darin, möglichst schnell eine funktionierende Mannschaft zu formen“, sagt Traub.

Von den Zuschauerzahlen mancher Drittligisten träumen Spanier oder Italiener

Wer mit den Gegebenheiten umzugehen weiß, der kann sich wie die Erfurter in der Dritten Liga einrichten. Die öffentliche Wahrnehmung steigt stetig, viele Spiele werden inzwischen von den dritten Programmen der ARD übertragen. Gemessen an den Zuschauerzahlen ist Deutschlands Dritte Liga die populärste drittklassige Fußballliga der Welt. Von Besucherwerten wie sie Dresden (rund 27 000 Zuschauer) oder der 1. FC Magdeburg (18 000) im vergangenen Jahr pro Spiel hatten, träumen einige Klubs der spanischen Primera Division oder aus Italiens Serie A. Das Modell einer eingleisigen Liga, wie sie europaweit in der dritten Spielklasse nur in England zu finden ist, hat sich bewährt. „Trotz der hohen Kosten ist das ein Vorteil und Garant für eine hohe Leistungsdichte“, sagt Traub.

Sportlich ist der Abstand zur Zweiten Liga nicht sehr groß, zumindest in der Spitze. Von den acht seit 2009 ausgetragenen Relegationsspielen zwischen dem 16. der Zweiten Liga und dem Dritten der Dritten Liga haben die Drittligisten sechs gewonnen.

Von dieser Tabellenregion wähnt Torsten Traub seinen Klub noch entfernt. Wichtig sei erst einmal, dass das Stadion fertig wird. Erfurt will zeigen, dass auch Drittligisten in die Infrastruktur investieren können, ohne sich sportlich zu verheben.

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