zum Hauptinhalt

Sport: Steffi Nerius wirft den Speer im letzten Versuch zu Silber

Steffi Nerius ist als nervenstarke Sportlerin bekannt. Doch am Freitagabend musste die Leverkusener Speerwerferin im Olympiastadion von Athen noch ein wenig stärker sein als zuvor.

Steffi Nerius ist als nervenstarke Sportlerin bekannt. Doch am Freitagabend musste die Leverkusener Speerwerferin im Olympiastadion von Athen noch ein wenig stärker sein als zuvor. Vor ihrem letzten Versuch lag sie mit einem einzigen Zentimeter Rückstand auf dem vierten Platz – und vor ihrer Anlaufrunde liefen gerade die Langstreckenläufer über 10 000 Meter vorbei. Doch Nerius ließ sich nicht von ihrer misslichen Situation beeindrucken. Im letzten Durchgang des Finales warf sie den Speer auf 65,82 Meter. Das war Deutsche Jahresbestleistung. Und die olympische Silbermedaille.

„Ich dachte mir, ich mache mal hier einen Krimi draus“, sagte Nerius verschmitzt. Die Dritte der Weltmeisterschaften in Paris und Vierte der vergangenen Olympischen Spiele in Sydney bedankte sich auf besondere Art bei den Zuschauern, die ihr fair applaudiert hatten. „Danke Athen“, stand auf griechisch auf dem Stirnband, das sie zur Ehrenrunde durch das Stadion trug. Den Wettbewerb gewann die Kubanerin Osleidys Menendez, die schon im ersten Durchgang ihren Speer so weit warf wie niemand zuvor in diesem Jahr: 71,53 Meter. Damit blieb sie nur einen Zentimeter hinter ihrem Weltrekord zurück, den sie 2001 in Griechenland aufgestellt hatte. Doch auch für die griechischen Fans hielt das spannende Finale ein versöhnliches Ende bereit. Mirela Manjani gewann mit 64,29 Meter die Bronzemedaille für das Gastgeberland.

Steffi Nerius machte sich nach ihrem Erfolg auf den Weg in die Stadt. In Athen wollte sie feiern bis in den Morgen. „Ich habe vor dem Wettkampf gut geschlafen. Da habe ich jetzt ein Polster für die kommende Nacht.“

Eher schlechte Träume erwarteten dagegen nach den Leichtathletik-Wettbewerben die deutschen Stabhochspringer. Drei Mal lief Tim Lobinger im Olympiastadion zur Höhe von 5,65 Meter an – drei Mal fiel die Latte. Damit waren die vielleicht letzten Olympischen Spiele für den deutschen Sechs-Meter-Springer ohne Ausbeute vorbei. Am Ende wurde er Elfter mit 5,55 m. Trainer Michael Kühnke war fassungslos. „Ganz offensichtlich hatte Tim Anlaufprobleme“, sagte der Coach des früheren Hallenweltmeisters. „Tim musste schon viele Sprünge beim Aufwärmen machen. Dadurch hat er viel Kraft verloren.“ Sein Kollegen Danny Ecker und Lars Börgeling aus Leverkusen machten es etwas besser: Sie meisterten die 5,75 m, scheiterten dann jedoch an 5,80 m und wurden Fünfter beziehungsweise Sechster.

Tim Lobinger stand kopfschüttelnd auf der Anlage, ratlos. Als er das Stadion verlassen hatte, war Steffi Nerius noch da. Zur Siegerehrung. Mit Ehrenkranz und Stirnband.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false