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STEIL Pass: Die internationale Solidarität

Stefan Hermanns über einen lustigen Vorschlag von Uli Hoeneß

Es ist keine besonders originelle Erkenntnis, dass das moderne Fußballbusiness einen erhöhten Hang zur Erregung besitzt. In diesen Tagen ist das wieder einmal zu beobachten, da ein gewisser Andy Webster die Fußballwelt ins Wanken bringt. Der Schotte hat eine Lücke in den Regeln entdeckt, die einen Vereinswechsel auch bei laufendem Vertrag ermöglicht. Man mag das – vor allem als Fan – für moralisch verwerflich halten; doch anders als es die ersten hysterischen Reaktionen vermuten lassen, werden die Auswirkungen eher bescheiden ausfallen.

Natürlich ärgert das Urteil die Vereine, weil es ausschließlich die Spieler stärkt und damit für die Klubs in erster Linie bedeutet, dass es teuer wird. In solchen Fällen entdecken die Geschädigten einen Zusammenhalt, der ihrem Konkurrenzverhältnis grundlegend widerspricht. Uli Hoeneß zum Beispiel singt nun ein Hoch auf die internationale Solidarität: „Man müsste sich auf ein Gentlemen’s Agreement verständigen, dass der eine Großklub dem anderen einfach keine Spieler mehr abwirbt.“ Das ist eine lustige Idee, zumal sich die Frage stellt, ob ein Großklub wie die Bayern denn weiterhin einem Kleinklub wie, sagen wir, Karlsruhe, talentierte Spieler abjagen dürfte, im Zweifel auch à la Webster.

Das mit der Solidarität wird genauso funktionieren wie die generelle moralische Ächtung aller vertragsbrüchigen Spieler. Deshalb findet ein Stinkstiefel wie Danijel Ljuboja, der sich beim VfB Stuttgart mit impertinentem Gehabe alle Sympathien verspielt hat, ja auch nie wieder einen Verein in der Bundesliga. Außer vielleicht den HSV. Oder Wolfsburg.

Jeder Klub ist sich selbst der nächste. Das sollte Uli Hoeneß aus langjähriger Erfahrung eigentlich wissen. Anfang der Achtziger gab es schon einmal ein Gentlemen’s Agreement in der Bundesliga. Jeder Klub durfte damals zwei seiner Spieler benennen, die für die Konkurrenz tabu sein sollten. Die freiwillige Selbstbeschränkung hat bestens funktioniert. Genau so lange, bis Uli Hoeneß unbedingt Lothar Matthäus von Borussia Mönchengladbach verpflichten wollte.

Stefan Hermanns schreibt an dieser Stelle im Wechsel mit „11 Freunde“-Chefredakteur Philipp Köster.

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