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STEIL Pass: Mit der Kraft des Fernsehens Stefan Hermanns über Deutschlands Fußballliebling Jürgen Klopp

Es ist doch immer wieder verwunderlich, welche Wunderkraft das Fernsehen besitzt. Aus fremden Menschen macht es gute Bekannte, Normalos verwandeln sich zu Helden, und aus einem gewöhnlichen Zweitligatrainer kann durch steten Fernsehkonsum eine Art Halbgott werden.

Es ist doch immer wieder verwunderlich, welche Wunderkraft das Fernsehen besitzt. Aus fremden Menschen macht es gute Bekannte, Normalos verwandeln sich zu Helden, und aus einem gewöhnlichen Zweitligatrainer kann durch steten Fernsehkonsum eine Art Halbgott werden. Vermutlich hat in jüngerer Vergangenheit niemand mehr von seiner TV-Präsenz profitiert als der einstige ZDF-Experte Jürgen Klopp, der mit Mainz am Aufstieg in die Bundesliga gescheitert ist und trotzdem mit der Aufgabe betraut wurde, Borussia Dortmund zu alter Größe zurückzuführen. Seine fachlichen Qualitäten stehen dem nicht im Wege, aber um Kompetenz allein geht es in der Unterhaltungsbranche Fußball längst nicht mehr. Es ist das Image, Dummkopf! Klopp ist einer der größten Sympathieträger des deutschen Fußballs, sein Weg zum Bundestrainer ist schon jetzt vorbestimmt.

Wie der ganz normale Kloppo-Wahnsinn aussieht, war vor zwei Wochen in Cottbus zu beobachten. Der BVB hatte im Stadion der Freundschaft 1:0 gewonnen, was für die Cottbuser in der Regel ein triftiger Grund ist, jeden Dortmunder erst einmal zu hassen. Es sei denn, er heißt Klopp und kommt aus dem Fernsehen. Die Pressekonferenz nach dem Spiel begann mit einiger Verspätung, weil Klopp alle 1,7 Meter zu einem Foto genötigt wurde – ausschließlich von Energie-Fans. Sogar die in der Lausitz besonders grimmigen Ordner stellten sich neben den Trainer des Feinds, ließen sich mit ihm fotografieren und rangen sich zur Feier des Tages ein Lächeln ab. Und Klopp? Blieb immer freundlich, als wäre er noch nie fotografiert worden.

Nur eines möchte man nach all dem natürlich noch wissen: In wen wird sich Oliver Kahn wohl demnächst verwandeln?

Stefan Hermanns schreibt an dieser Stelle im Wechsel mit Philipp Köster.

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