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STEILPASS Ausland: Loyal? Clever? Nicht gefragt!

Dominik Bardow über Englands Suche nach einem Nationaltrainer.

Fabio Capello ist als englischer Nationaltrainer zurückgetreten. Einfach so, vier Monate vor der EM, Arrividerci. Grund ist, dass sein Kapitän, John Terry, einen Gegenspieler rassistisch beleidigt haben soll und der englische Verband, die FA, ihm dafür die Binde wegnahm. Nun ist Rassismus eine schlimme Sache, aber die Unschuldsvermutung gilt auch für Terry, fand Capello und blieb loyal. Die FA aber wollte nicht ausharren, bis es ein Gerichtsurteil gibt. Ihr reichten die Vorwürfe, um das Amt beschmutzt zu sehen.

Jetzt wird ein neuer Trainer gesucht, und ich frage mich, wer überhaupt mit dem Job klar kommen könnte. Schon Capellos Vorgänger sind an Dingen abseits des Platzes gescheitert. Sven-Göran Eriksson hatte einem als Scheich verkleideten Boulevard-Reporter erzählt, wenn ihm ein Verein viel Kohle biete, würde er den Verband verlassen. Gut, das war nicht klug, aber zumindest ehrlich. Und Steve McClaren wurde verspottet, weil er im Platzregen einen Schirm aufgespannt hatte. Was ich persönlich gar nicht trottelig, sondern eher clever finde; cleverer jedenfalls, als nass zu werden.

Nach diesen Erfahrungen sucht der englische Verband also vermutlich jemanden, der nicht ehrlich ist, sich nicht clever verhält und der nicht loyal ist gegenüber ehemaligen Mitstreitern, die ihn nach oben gebracht haben. Mir würde da spontan Christian Wulff einfallen. Der könnte als Nationaltrainer der FA auch zeigen, wie man es schafft, einfach mal auszuharren, wenn Vorwürfe ein Amt beschmutzen.

Dominik Bardow beschäftigt sich in dieser Kolumne mit dem Ausland, Stefan Hermanns schreibt über den deutschen Fußball, und Dirk Gieselmann hat einen Blick auf die Fußballfans.

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