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STEILPASS Ausland: Vater stolz, Junge bolzt

Dominik Bardow erinnert Zinedine Zidanes Sohn an die eigenen Anfänge

Es gibt einen neuen Zidane, aber eigentlich ist er gar keiner. Der Sohn des früheren französischen Weltmeisters und Weltfußballers Zinedine Zidane ist erst 16 Jahre alt, aber spielt bereits wie sein Vater Pässe, die so unwiderstehlich und gefährlich wirken wie einst die Augen von Jean-Paul Belmondo beim Anblick einer schönen Frau.

Der kleine Enzo durfte nun mit der ersten Mannschaft Real Madrids trainieren, mit Cristiano Ronaldo, Mesut Özil und José Mourinho. Man erkennt ihn kaum, denn statt einer fleischfarbenen Badekappe auf dem Kopf trägt er eine wilde Mähne. Dass Enzo erst jetzt für Aufsehen sorgt, liegt daran, dass sein Vater ihn unter dem Namen der Mutter, Fernandez, im Verein angemeldet hatte. Er wollte den Jungen vor überzogenen Erwartungen schützen.

Das ist verständlich. Schon vielen jungen Fußballern blieb der Ausbruch aus dem großen Schatten ihrer Väter verwehrt: Saadi al-Gaddafi etwa brach einst als junges Talent von 34 Jahren unter dem Druck, Sohn seines Vaters zu sein, bei Sampdoria Genua zusammen; später war es aber auch die ausschweifende Lebensweise seiner Söhne, die Muammar al-Gaddafi zusammenbrechen ließ.

Man muss die Söhne schützen – oder sich selbst vor ihnen. Bei mir war es früher auch nicht anders. Wenn ich früher über den Fußballplatz stolperte, stand mein Vater am Rand neben den anderen Vätern. Auf Nachfrage antwortete er stets: Nee, is nich meiner.

Dominik Bardow beschäftigt sich in dieser Kolumne mit dem Fußball im Ausland, Stefan Hermanns widmet sich dem Inland und Dirk Gieselmann den Fans.

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