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Steilpass: Das Jahr des Schweins

Jens Kirschneck über den Fußball im Zeichen der Schweinegrippe.

Oft hängt es alleine von der Sprache ab, ob ein Wort bedrohlich klingt oder nicht. So bei einer derzeit allgegenwärtigen Infektionskrankheit, die viel von ihrem Schrecken verliert, wenn unser englischer Redaktionshospitant „Swine Flu“ statt des wesentlich schrofferen „Schweinegrippe“ sagt. „Swine Flu“ klingt nach Luftschlangen und Kindergeburtstag, „Schweinegrippe“ nach Rotz, durchgeschwitzten Laken, möglicherweise Schlimmerem.

Wie gefährlich die „Swine Flu“ respektive „Schweinegrippe“ tatsächlich ist, wird sich erst noch herausstellen. Interessant wird zu beobachten sein, wie sich die Krankheit auf den Profifußball auswirkt. Wird das Virus einen Frontalangriff starten und ganze Spieltage zur Absage bringen – und das in einem Jahr, wo der Terminplan noch gedrängter als sonst ist? Oder wird Schweinchen Schlau seine Klinge subtiler führen, gezielt einzelne Teams heimsuchen und auf diese Weise die Meisterschaft mitentscheiden, vielleicht so sehr, dass der Titelträger in den Annalen mit einem Sternchen geführt wird (* Meister von Gnaden der Schweinegrippe). Glaubt man den Boulevardmedien, wird es uns früher oder später alle erwischen. Im deutschen Fußball ist bis jetzt vor allem der 1. FC Köln betroffen, wenngleich die Infektion überwiegend 1-b-Personal betrifft. Aber angenommen, halb Köln liegt demnächst flach, dann könnte es für den ohnehin umstrittenen Trainer Soldo richtig unangenehm werden. Düsseldorfer und Leverkusener werden sagen, das Virus sei ein gerechtes, aber wer weiß schon, wie lange sie noch verschont bleiben. Zumal, wenn erst die fiesen Mutationen kommen. Und aus der „Swine Flu“ endgültig die „Schweinegrippe“ geworden ist.

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