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Steilpass: Der Kniefall von München

Das Spitzenduell in der Bundesliga wirft seine Schatten voraus. Jens Kirschneck über Rummenigges Beine und Magaths Erfolg.

Früher hieß es von Karl-Heinz Rummenigge, er hätte erotisch anziehende Knie. Zumindest behauptete das ein englisches Popduo namens Alan & Denise, und die mussten es ja wissen. Heute taugt Rummenigge nicht mehr als beinfreies Sexobjekt, und das nicht nur, weil er meist einen Anzug mit langen Hosen trägt. Es mangelt dem Vorstandsvorsitzenden der Bayern München AG auch an der für einen Womanizer unabdingbaren lässigen Nonchalance. Angesichts eines altersmilde gewordenen Uli Hoeneß ist er die eigentliche „Abteilung Attacke“ des FC Bayern. Sobald dem Rekordmeister ein Misserfolg droht, fordert Rummenigge gleich eine Verdreifachung der Fernsehgelder für die Bayern. Gerade wettert er gegen den Meisterschaftskonkurrenten Schalke 04, genauer gegen dessen an eine Kuhwiese gemahnendes Spielareal. Rummenigges Verweis auf die Lizenzierungsbestimmungen der DFL zeigt, wie ernst es ihm ist.

Was schließen wir daraus? Die Bayern sind nervös. Zu Recht. Denn der aktuelle Trainer des FC Schalke scheint so etwas wie eine allgemein gültige Erfolgsformel des Fußballs gefunden zu haben. Sobald Felix Magath einen Klub übernimmt, wird der Deutscher Meister. Übernähme Magath morgen den SC Freiburg, würden vermutlich die Gesetze der Mathematik außer Kraft gesetzt, und Freiburg gewänne noch in diesem Sommer den Titel. Früher sagte man: Die Meisterschaft führt nur über den FC Bayern. Heute sagt man: Die Meisterschaft führt nur über Magath. Von dem hat nie jemand behauptet, er hätte erotische Knie. Dafür hat er das maliziöseste Grinsen des deutschen Fußballs. Rummenigges Blutdruck tut das nicht gut.

Jens Kirschneck

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