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Trikot-Suchbild auf dem Basar: Erkennen Sie die Fälschungen!

© Imago

Steilpass - die andere Fußballkolumne: Der Duft von Auspuff und PVC

Andere Männer haben den Kleiderschrank voller Original-Trikots, unser Kolumnist sammelt Fälschungen. Unzählige Basare hat er durchsucht nach Trikots mit zwei Streifen oder "Mesi" auf dem Rücken. Seine erste Liebe fand er zwischen Kohlrabi und Fellmützen.

Im Polen der Nachwendezeit gab es nicht viel, aber es gab viel zu entdecken für Kinder. Bei einem Besuch nahm mich meine Mutter mit in ein Kaufhauswunderland. Möglich, dass es auch ein Parkhaus war, denn in meiner Erinnerung ist es grau, gewunden und riecht nach Auspuff.

Zwischen Ständen mit Fellmützen, Kohlrabi und Top-Hits auf Kassette fand ich jedenfalls meine erste Liebe, die sich in meinen Fingern zart anfühlte wie eine Aldi-Tüte und duftete wie ein PVC-Fußboden – mein erstes gefälschtes Fußballtrikot!

Nun bin ich bestimmt nicht der einzige Mann, der in seinem Kleiderschrank einen Schatz hütet, der weder getragen, gewaschen noch weggeworfen werden darf, was weder Mütter noch Freundinnen verstehen. Aber ich bin einer der wenigen, die nicht Originale, sondern Fälschungen sammeln.

Jeden Urlaub seit damals nutze ich, um Basare von Spanien bis in die Türkei zu durchkämmen nach Trikots mit zwei Streifen oder Haken, die sich in die falsche Richtung winden. Manche Fälschungen sind auch raffinierter, es ist wie ein Suchspiel: Erkenne die Unterschiede! Gerade in der Sonne ist das Tragegefühl wie das eines Schmorbratens in Alufolie. Aber es fördert die Fantasie: Ein Kind, auf dessen Rücken noch Mesi statt Messi steht, muss sich noch stärker vorstellen, darin wirklich auszusehen wie das Original.

Diese Fantasie fehlt großen Firmen. Ich habe Gerüchte gehört, Dortmund hätte sieben Trikotvarianten dieses Jahr, die sehen aber alle gleich aus. Und rote V-Bruststreifen auf weißem Trikot, das hätte kein Fälscher verbrochen. Die haben noch Stil und kreative Freiheiten, da gibt es keinen offiziellen illegalen WM-Ausrüster, jedenfalls noch nicht. Also krame ich 2014 lieber meine erste Liebe hervor: Juventus Turin, Nummer 7, del Pero.

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