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STEILPASS Fans: Der Werder-Honk Dirk Gieselmann träumt verdummt von einem Laufburschenjob in Bremen

Vor einiger Zeit bin ich plötzlich verdummt. Und das kam so: Ich sollte live von einem Spiel des Hamburger SV im Internet berichten.

Vor einiger Zeit bin ich plötzlich verdummt. Und das kam so: Ich sollte live von einem Spiel des Hamburger SV im Internet berichten. Doch für einen Leser war ich dafür der falsche Mann: „Was hat der Werder-Honk beim HSV-Spiel zu suchen?“ Die Vorsilbe „Werder“ akzeptiere ich. Ich bin schließlich seit 30 Jahren Fan dieses Vereins. Was aber ist ein „Honk“? Ich schlug das Wort nach: Es ist die Abkürzung für „Hauptschüler ohne nennenswerte Kenntnisse“. Hatte der Leser recht? Hastig wühlte ich nach meinem Abiturzeugnis. Lauter Sechsen! Wo war mein Arbeitsvertrag? Ausradiert! Wissen, das ich zuvor sicher hatte, verflüchtigte sich. Ein Spiel dauert... wie lange? Abseits ist, wenn der Schiedsrichter... keift? Wer ist Beckenbauer? Wie viele Freunde müsst ihr sein?

„Ey, da kommt Honk!“, riefen die Kollegen und wiesen mir niedere Aufgaben zu. „Au revoir, Honk!“, flötete meine Freundin und rauschte im Cabrio eines smarten Akademikers der Sonne entgegen. „Ich verstoße dich, Honk!“, donnerte mein Vater und streichelte seinem neuen Strebersohn den Doktorhut. Vielleicht nimmt mich Werder als Laufbursche, dachte ich. Ich könnte Thomas Schaaf die Tasche tragen! Auf seinem Trainingsanzug stünde „Coach“, auf meinem „Honk“.

„Aufwachen, Honk!“, knarzte Schaaf plötzlich. „Aber ich schlafe ja gar nicht, Coach! Ich trage Ihre Tasche!“ Doch wieder fuhr er mich an: „Aufwachen!“ Ich schreckte hoch. Um mich herum schmunzelnde Kollegen. Oh, schon kurz vor halb neun! Gleich würde das Spiel beginnen. Ich horchte in mich hinein: Ein Spiel dauert... 90 Minuten! Abseits ist, wenn der Schiedsrichter... pfeift! Alles heil. Live im Internet: der Werder-Honk.

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