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Interessenkonflikt? Welcher Interessenkonflikt? Jupp Heynckes' nächster Klub kann seinen jetzigen überholen.

© dpa

Steilpass: Helmut Heynckes

Wie wurde aus Osram der Helmut Schmidt des Fußballs? Warum darf Jupp Heynckes alles? Markus Hesselmann über Elder Statesmen und lahme Enten - samt Plädoyer für eine Neuregelung.

Von Markus Hesselmann

Helmut Schmidt, Heiner Geißler, Egon Bahr, Peter Scholl-Latour: Unerschrocken hat meine Kollegin Hatice Akyün diese imposanten Namen unlängst in ihrer Tagesspiegel-Kolumne aneinandergereiht. „Sie gaukeln uns vor, man könnte ihre Zeiten in die Neuzeit herüberziehen“, schreibt die kluge Kollegin. Aus Mangel an Autorität und Erklärung in unserer komplexen Welt nehmen wir Zuflucht bei Figuren aus alten, vermeintlich einfacheren Zeiten.

Als Fußballfan fällt mir für diese Galerie unbedingt noch Jupp Heynckes ein. Aus dem nervösen „Osram“, der bei Erregung einst leuchtete wie eine Glühbirne, wurde auf unerfindlichen Wegen der Elder Statesman der Liga. Eine Art Helmut Schmidt des deutschen Fußballs. Und das nach einer Trainerkarriere mit wechselndem Erfolg, wie man im Boxen sagen würde. Mit Real Madrid gewann er 1998 die Champions League und wurde entlassen. In der Bundesliga hat Heynckes danach nichts mehr gewonnen, okay, zweimal den UI-Cup mit Schalke. Und sogar mit den Bayern, die jetzt mit Heynckes hoffen, bessere Zeiten in die Neuzeit herüberzuziehen, wurde er zuvor gerade zweimal Meister.

Heynckes aber verzeihen wir alles. Zum Beispiel eine 1:5-Niederlage als Bayer-Trainer bei den Bayern sowie die Gefahr, dass aus Vizekusen womöglich noch Drizekusen wird. Und sogar, dass diese Gefahr nun von dem Klub ausgeht, zu dem die lahme Ente Heynckes wechselt, ebenjenen Bayern. Zumindest einige Bayer-Fans quittieren das verständlicherweise mit „Heynckes raus“-Rufen. Um solche Interessenkonflikte zu vermeiden, sollte die Bundesliga eine Regelung aus Italien und Spanien übernehmen und verschärfen. Es müsste nicht nur ausgeschlossen sein, dass ein Trainer innerhalb derselben Saison mehr als einen Verein trainiert. Auch Verhandlungen mit neuen Klubs sollten erst nach Saisonende erlaubt sein.

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