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STEILPASS Inland: Leicht und erfolgreich Stefan Hermanns über den Unsinn

überholter Erklärmuster

Der brasilianische Musiker Gilberto Gil hat einmal gesagt:„Unsere ganze kulturelle Seele kommt beim Fußballspielen zum Ausdruck.“ Das bedeutet, historisch gesehen, nichts Gutes für uns Deutsche, selbst wenn sich inzwischen auch auf den hiesigen Fußballplätzen eine neue Leichtigkeit bemerkbar macht. Nur bis auf die Ränge ist diese Entwicklung noch nicht vollständig durchgedrungen. Das Publikum will seine Helden im Zweifelsfall immer noch kämpfen sehen, und Niederlagen sind nie das Ergebnis fehlender Qualität, sondern immer mangelnden Einsatzwillens. Ich fürchte fast, dass das etwas mit unserer Geschichte zu tun hat.

Auch in der journalistischen Begleitung des Fußballs wird häufig noch auf alte Erklärmuster zurückgegriffen. Wer zum Beispiel im Abstiegskampf nicht auf eine erkleckliche Zahl von Gelben Karten kommt, macht sich verdächtig. Nehmen wir zum Beispiel den Tabellenletzten Borussia Mönchengladbach, mit sieben Platzverweisen in dieser Saison so etwas wie der größte Rüpel der Liga. Seitdem Lucien Favre die Mannschaft trainiert, hat sie in vier Spielen nur noch vier Gelbe Karten gesehen. Die ganz Klugen schließen jetzt natürlich daraus, dass die Spieler nicht in der Lage sind, den Abstiegskampf anzunehmen.

Dabei steckt etwas anderes dahinter. Es geht hier nicht um billige Moral, es geht um Fußball mit Verstand. Für Favre, der schon mit HerthaBSC die fairste Mannschaft der Bundesliga gestellt hat, wird ein Foul nie Selbstzweck sein. Wer nämlich zu diesem Mittel greifen muss, hat vorher etwas falsch gemacht. Bestes Beispiel ist immer noch das Champions-League-Finale 2009 zwischen dem FC Barcelona und Manchester United. Am Ende wies die Statistik ganze sieben Fouls für die Spanier aus. In 90 Minuten. Gewonnen haben sie trotzdem.

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