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STEILPASS Inland: Tippen ist die Pest

Stefan Hermanns über sein Problem, die Zukunft vorauszusehen.

Neulich, beim Pokalhalbfinale zwischen Gladbach und Bayern, stand Calle Del’Haye vor dem Anpfiff auf dem Rasen. Er plauderte mit dem Stadionsprecher über seine Zeit als Fußballer, in der er sowohl für die Gladbacher als auch die Bayern gespielt hat, und am Ende wurde ihm dann die unvermeidliche Frage gestellt: Was er denn tippe für das nun anstehende Spiel.

Das sind die Momente, in denen ich am liebsten aufschreien würde. Die Faszination, die Tipps anderer Leute zu hören, habe ich noch nie verstanden, vor allem nicht, wenn sie so vorhersehbar sind: „Und wie geht’s aus?“, fragt der Stadionsprecher den Fan der eigenen Mannschaft, der sich gerade in einem grenzdebilen Halbzeitspiel verausgabt hat. „Drei null für uns!“ Großer Jubel auf den Rängen. Da lobe ich mir doch Calle Del’Haye, der für das Pokalhalbfinale ein knappes „17:3 für Borussia“ prophezeit hat.

Ich gebe zu, dass ich immer mehr ein gespanntes Verhältnis zum Tippen entwickle, was vor allem mit meiner Unfähigkeit zusammenhängt, die Zukunft im Fußball halbwegs realitätsnah vorherzusagen. Jedes Jahr aufs Neue halte ich tapfer bis zum Saisonende beim Redaktions-Tippspiel durch, obwohl meine Chancen auf ein ehrenvolles Abschneiden von Spieltag zu Spieltag schwinden. Zurzeit belege ich Platz 31 (bei 41 Tippern), und hinter mir liegen quasi nur noch Kollegen, die längst aufgegeben haben – und der Chefredakteur (aber der ist Köln-Fan). Wenn sich alle meine Tipps bewahrheitet hätten, wäre Hertha als Tabellenzehnter mit 45 Punkten längst gerettet.

Immerhin: Es gibt noch Hoffnung für Berlin und seinen Bundesligisten. Bei Herthas Spiel gegen Hoffenheim werde ich 3:1 tippen. Für Hoffenheim.

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