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Keine Angst vor niemand. Hartmut Buschbacher krempelt viel um. Foto: dpa

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Sport: Steuermann mit Mission

Ruder-Cheftrainer Buschbacher krempelt vieles um

Berlin - Draußen fließt träge das Wasser der Dahme, ein malerisches Bild mit den mächtigen Bäumen am Ufer. Dieter Altenburg kann das alles gut sehen, er sitzt vor einer Panoramascheibe im Ruder-Leistungszentrum Berlin-Grünau. Er hatte Nachrichten aus Sacramento erhalten. „Das Ganze kommt gut an.“

Altenburg, Leiter des Bundes-Stützpunkts Berlin, lächelt zufrieden. Die Nachricht bedeutet, dass Hartmut Buschbacher gut geplant hat. Buschbacher ist der neue Cheftrainer der deutschen Ruderer, er hatte in Sacramento die gesamte Nationalmannschaft zu einem Trainingslager zusammengezogen. Sie bereitete sich dort auf die WM in Neuseeland vor. Sacramento ist schon wieder Geschichte, die WM beginnt morgen, aber das Trainingscamp steht für ein Experiment. Oder eine Mission. Wie man’s sieht.

Altenburg sieht es als große Hoffnung. Denn früher, vor Buschbacher, sind die vier Disziplinen – Frauen- und Männer-Skull, Frauen- und Männer-Riemen – vor Höhepunkten getrennt in Trainingslager gereist, es gab keinen echten Teamgeist, sondern Eifersüchteleien. Und jeder Disziplin-Bundestrainer behielt sein Herrschaftswissen für sich.

Seitdem Buschbacher amtiert, ist damit Schluss. Seit 2008 also, seit der Olympiapleite der deutschen Ruderer. Buschbacher soll das deutsche Rudern zu alter Herrlichkeit führen. Ein 51-Jähriger, der in den DDR, in den USA und in China erfolgreich gearbeitet hat. „Buschbacher ist der richtige Mann“, sagt Altenburg. Der frühere Diagnose-Bundestrainer kennt den Chefcoach seit langem. Sechs WM-Medaillen will Buschbacher.

Als er begann, sagte er: „Wir müssen härter trainieren.“ Ein schlichter Satz, aber dahinter stecken enorme Veränderungen. Früher hatte jede Disziplin nur einen Stützpunkt, damit waren Konkurrenzkämpfe von Standorten ausgeschlossen. Nicht mal einheitliche Leistungstests gab es. In Potsdam/Berlin dauerten Ergometer-Stufentests drei Minuten, in Dortmund acht, in Ratzeburg vier. Leistungsvergleiche waren kaum möglich. „Jede Nation hatte gleiche Tests“, sagt Altenburg, „nur wir nicht.“

Jetzt dauert der Test einheitlich vier Minuten, die Standorte werden aufgewertet, Athleten müssen nicht abgegeben werden, und die Lagerbildung hat ein Ende.

Klingt alles nach mehr Professionalität. Trotzdem ist es ein Experiment. Keiner weiß, ob Buschbacher dauerhaft erfolgreich ist, und es gibt genügend Leute, die ihn skeptisch beobachten. Er löst Machtbereiche auf, das erzeugt Widerstand. Der Stützpunkt Berlin zum Beispiel erhält jetzt mehr Geld. Damit kann er sich einen zusätzlichen Trainer leisten, und damit können dort mehr Athleten als bisher betreut werden. Den Erfolg sieht man am U-23-Achter. Weil in dem Boot vier Berliner sitzen, wird es auch in Berlin trainiert. Berlin! In Dortmund sind sie schockiert. Bisher haben automatisch alle Achter in Dortmund trainiert. Und jetzt? Jetzt holt der Achter bei der U-23-WM 2010 sogar Gold; das erste Gold des Boots seit langem. Das stärkt Altenburgs Stützpunkt.

2009 bei der WM gewann Buschbachers Team schon drei Goldmedaillen, das sprach für den Neuen. Aber ein nacholympisches Jahr ist nur bedingt aussagekräftig. Der entscheidende Wettkampf ist London, Olympia 2012. Neuseeland ist eine Wegmarke dahin, eine bedeutsame. Und Buschbachers skeptische Beobachter sind in Lauerstellung. „Wenn er nur eine Goldmedaille holt“, sagt Altenburg, „ist diesen Leuten das zu wenig.“

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