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STIL Offensive: Ach, Camoranesi!

Esther Kogelboom über das traurige Schicksal eines schwarzen Zopfes

Am schlimmsten war der Moment, als Mauro Camoranesi in die Nähe der frisch geschliffenen Schere kam. Es war der 9. Juli 2006 – der Tag, an dem das letzte 11-Freunde-täglich im Tagesspiegel lag. Ach ja, und Camoranesi hatte mit den Italienern den Weltmeistertitel geholt, obwohl er tief in seinem Herzen eigentlich Argentinier ist.

Kurz nach dem Schlusspfiff ließ Camoranesi sich von einem Helfer seinen langen, schwarzen, wunderschönen Zopf abschneiden – eine Geste von Britney-Spears-hafter Dramatik. Bei Spears (Kopfrasur à la Zinedine Zidane) konnte es im Leben wohl nicht viel schlimmer kommen, bei Camoranesi nicht viel besser. In solchen Momenten der euphorischen Verzweiflung oder verzweifelten Euphorie greift der Mensch zur Schere. Leider.

Camoranesis Post-Final-Frisur trieb Millionen Frauen auf der ganzen Welt Tränen in die Augen, ich kenne allein schon drei, die seit ihrer Kindheit von einem langen, schwarzen, wunderschönen Zopf träumen. Wie bekam er sein Haar so „sleek“, so spiegelglatt? Welches Anti-Frizz-Produkt dürfte er benutzt haben, welches Glätteisen? Selbst als Dutt wirkte Camoranesis Haupthaar noch kerngesund, geradezu weltmeisterlich bereits.

Und dann das. Schnipp schnapp.

Fast ein Jahr musste ich warten, bis ich hier mein Bedauern äußern konnte, denn der Tag nach dem Finale, der 10. Juli 2006, war der ohne 11 Freunde täglich. Inzwischen trägt Camoranesi einen Stufenschnitt, der ihn irgendwie asiatisch aussehen lässt. Damit liegt er total im Trend. Britney Spears hat ja auch keine Glatze mehr. Niemand, wirklich kein Schwein, trage seine Haare mehr wie frisch gebügelt, sagte neulich eine Ku’damm-Friseurin, die es wissen muss. Ganz zu schweigen von den Brandwunden, die ein Glätteisen bei falscher Handhabung am Hals verursacht.

Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

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