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Sport: Stille Tage in St. Denis

Aus Angst vor Krawallen kamen viele Fans nicht – die Polizei hatte alles im Griff

Von brennenden Autos und randalierenden Jugendlichen war nichts zu sehen rund um das Stade de France in Paris. Das beruhigte auch den Nationalmannschaftsfanklub FC Saarbrücken. Der ist am Samstag mit dem Bus aus dem Saarland in die französische Hauptstadt gereist, um das Spiel seiner Mannschaft gegen Frankreich zu verfolgen. Und dafür haben sich die älteren Herren des FC Saarbrücken extra schick gemacht. Die langen Haare haben sie zu einer Irokesenfrisur hochgestylt und in schwarz-rot-goldene Farbe getaucht. Ihren Frauen, die sie begleitet haben, schien es zu gefallen. Entspannt lehnten sie alle zusammen an einem Bierwagen vor dem noch so jungen und dennoch bereits legendären Stade de France, in dem die Franzosen 1998 ihren Weltmeistertitel errangen. Wovon der FC Saarbrücken nichts mitbekam: Nur einige Kilometer entfernt in La Courneuve kam es wieder zu Ausschreitungen, und ein Polizist wurde dabei von einer Boulekugel am Kopf getroffen. Er schwebt aber nicht in Lebensgefahr.

Rund um das Stadion, das sich im Pariser Vorort St. Denis befindet, flogen aber keine Gegenstände. Die Polizei hatte ihre ursprünglich geplante Präsenz verdoppelt und keine besonderen Vorkommnisse zu vermelden. Nur mit kleineren Einschränkungen mussten auch die Saarbrücker leben. „Eigentlich wollten wir uns die Stadt noch mal anschauen, aber sowohl der DFB als auch die französische Polizei haben uns davon abgeraten“, sagen sie alle im Chor etwas traurig. Fünf Stunden harrten sie deshalb in der eher trostlosen Umgebung vor dem Stadion aus, ehe es um 21 Uhr losging. Nie hatten sie mit dem Gedanken gespielt, die Reise wegen der Krawalle abzusagen.

Andere potenzielle Besucher hatten anscheinend etwas empfindlicher reagiert und waren dem Stadion und dem Vorort aus Angst vor Ausschreitungen fern geblieben. Deshalb prägten auch viele leere Sitze das Bild im Stade de France. Statt der erwarteten 70 000 Besucher kamen nur knapp 59 000. „Seit Beginn der Unruhen stockte der Kartenvorverkauf“, erklärte der Mediendirektor des französischen Fußballverbandes, Yann Leguillard. Sicherlich fühlten sich gerade in den Tagen vor dem Spiel viele durch die verstärkten Sicherheitsvorkehrungen in der gesamten Stadt zusätzlich verunsichert. Paris sollte ein „heißes Wochenende“ erleben, wurde in einschlägigen Internetforen angekündigt. Deshalb gab es zusätzlich zum Versammlungsverbot an allen wichtigen Punkten in der gesamten Stadt starke Polizeipräsenz. Das hat Wirkung gezeigt: In der Innenstadt gab es nur kleinere, friedliche Demonstrationen.

Die einzige Aufregung im Stadion herrschte in der Nähe des deutschen Fanblocks, als einige Zuschauer abgeführt wurden. Weshalb genau, wollte die Polizei nicht sagen. Ansonsten verlief nach Polizeiangaben sowohl vor als auch nach dem Spiel alles ruhig. Für einen der zahlreichen Polizisten keine Überraschung: „Wir hatten im Stade de France noch nie Probleme, und auch heute war es friedlich.“Seite 5

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