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Sport: Stiller Sieger

Axel Teichmann ist derzeit der beste deutsche Skilangläufer

Kuusamo. Auftritte bei Raab, Kerner, Jauch? Fehlanzeige. Lukrative Sponsorenverträge? Auch keine. Doch wenn die Skilanglauf-Saison ähnlich weitergeht, dürfte sich das bald ändern: Am Sonntag gewann Axel Teichmann das Jagdrennen (klassisch/Freistil) über 30 km beim Weltcup in Kuusamo und übernahm die Gesamtführung. Hinter ihm landeten fünf Deutsche auf den Rängen drei bis sieben. Ärgert es Teichmann, dass er bis gestern ein fast unbekannter Weltmeister war? „Eigentlich nicht“, sagt er. „Skilanglauf ist eben nicht Fußball. Deren Rummel brauche ich nicht.“

Dem Sportsoldaten aus Lobenstein genügt es, dass es am Ende des vergangenen Winters Würdigungen und Empfänge auf lokaler Ebene gab. Arrangiert von seinem Manager. Der ist ebenfalls ziemlich unbekannt: Willi Fischer, Vater des Biathlon-Weltmeisters Sven Fischer. Allerdings: „Die Einkünfte durch Sponsoren sind schon höher geworden“, bestätigt Teichmann. Was er vor allem den Erfolgsprämien seiner österreichischen Skifirma zu verdanken hat. Und die bekam er, weil er im Februar im italienischen Val di Fiemme Weltmeister über 15 km (klassisch) geworden war, Zweiter mit der Staffel und Vierter im Gesamt-Weltcup.

Gestern hat der 24-Jährige seine besondere Stärke demonstriert: Ob klassisch im Diagonalschritt oder im Freistil-Skating, beides beherrscht er perfekt. „Axel ist klar unser bester Allrounder“, sagt Cheftrainer Jochen Behle. Anfang des Jahres gelang ihm der Durchbruch in die Weltelite: In Ramsau holte er 13 Jahre nach Behle wieder einen Weltcupsieg für den Deutschen Ski-Verband (DSV). Und bei der WM schloss er eine Lücke von 29 Jahren seit dem letzten WM-Triumph eines Deutschen. Den hatte Gerhard Grimmer 1974 feiern können. Ganz unbemerkt ist das dann doch nicht geblieben: Zuerst verlieh ihm der DSV den Goldenen Ski, dann setzte ihn die Internationale Sport-Korrespondenz Stuttgart auf die Kandidatenliste zur Sportlerwahl durch Sportjournalisten. Große Chancen rechnet sich der bescheidene Thüringer nicht aus: „Ich habe eben keine Tattoos und kein schrilles Outfit.“

Jedenfalls ist Teichmann ein harter Arbeiter. Bis zu 12 000 km spult er pro Saison auf dem Laufband, dem Skiroller und im Schnee ab. Hat er jetzt, da weder WM noch Olympia anliegen, die Beine mal hochgelegt? „Im Gegenteil“, sagt er. Seine Trainingsgruppe hat sich für mehr Training entschieden. Damit will er „vor allem auf die Podiumsplätze im Weltcup“. Als Vorbereitung für das „große Highlight – die WM 2005 in Oberstdorf“.

Ernst Podeswa

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