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Sport: Stiller Triumph

HSV-Stürmer Sergej Barbarez denkt beim 3:1-Erfolg in Nürnberg an seinen toten Vater

Nürnberg (Tsp). Sergej Barbarez schämte sich seiner Tränen nicht. Der Stürmer des Hamburger SV hatte gerade das 1:0 in Nürnberg erzielt – im ersten Spiel nach dem Tod seines Vaters vor zwei Wochen. Während die Mannschaftskollegen zum freudigen Gratulieren angelaufen kamen, schaute Barbarez abwesend in den Himmel, hob grüßend die Arme. „Ich widme dieses Tor und alle meiner Karriere meinem geliebten Vater“, sagte er später. Da hatte der HSV 3:1 gewonnen, nach weiteren Treffern von Marcel Maltritz, Bernardo Romeo und dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Sasa Ciric per Elfmeter. Nach feiern war Barbarez trotz des ersten Hamburger Auswärtssieges der Saison nicht zumute.

„Ich weiß, wie sehr Sergej an seinem Vater gehangen hat“, sagte Trainer Kurt Jara. Deshalb hatte er auf den Bosnier bereits im vergangeen Spiel verzichtet. Für ihn selbst war der Sieg eine Befreiung. Wochenlang hatte der Österreicher in der Kritik gestanden. Nun, nach sieben Punkten in drei Spiele, ist plötzlich sogar die Champions League in Reichweite. „Jetzt haben wir eine gute Plattform und können uns nach oben orientieren.“ Dann hielt er kurz inne. Als ob ihm der eben gesagte Satz selbst unheimlich schien, schob Jara schnell hinterher: „Wir wollen aber nicht unverschämt werden.“

Was die Hamburger aber langsam werden könnten. Dank des mehrere Monate verletzten Mittelfeld-Stars Rodolfo Cardoso. Dessen Rückkehr ist entscheidend für den Erfolg. Auch in Nürnberg war der Argentinier an allen drei Toren als Vorbereiter beteiligt. Schlicht „klasse“ fand ihn nicht nur Kurt Jara. Noch eine halbe Stunde nach Abpfiff skandierten die Hamburger Fans den Namen Cardosos. Der lächelte bescheiden, sagte nur: „Wir sind wieder einen Schritt weiter gekommen.“ Kein Wort über die eigene Leistung.

Deutlicher wurde sein Kollege Bernd Hollerbach. „Er ist das I-Tüpfelchen in unserem Spiel. Ich hoffe, dass er gesund bleibt, weil er wichtig für uns ist“, sagte der HSV-Abwehrspieler. Auch innerhalb der Mannschaft habe sich in den vergangenen Wochen viel getan. Vergessen die lust- und wehrlosen Auftritte zu Beginn der Saison. „Wir sind wieder eine Einheit. Da ist endlich Feuer drin“, sagte Hollerbach.

Trainer Jara hatte zunächst glücklos zahlreiche Aufstellungsvarianten ausporbiert. Seit er den alternden Star Jörg Albertz aussortierte, scheint die Hierachie in der Mannschaft wieder zu stimmen. „Die Truppe ist wieder gefestigt“, sagte Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer. Getrübt wurde die Freude nur durch der Verletzung von HSV-Kapitän Nico-Jan Hoogma, der mit Verdacht auf Jochbeinbruch ins Krankenhaus eingeliefert wurde.

Nürnbergs Trainer Klaus Augenthaler richtete derweil seine Mannschaft verbal hin. „Wenn drei, vier Totalausfälle dabei sind, ist es schwer zu gewinnen. Es gibt nur ein Gegenmittel: bessere Spieler.“ Wofür dem Verein jedoch das Geld fehlt.

Diese Depression hat der HSV, so scheint es, überwunden. Und spät, ganz spät am Abend konnte sich auch Sergej Barbarez darüber richtig freuen.

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