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Sport: Stölzl und Godot: Die Macher des Berliner Sportmuseums warten und warten - auf Räume für ihre Ausstellungen

Gerd Steins und Martina Behrend warten. Nicht wie die zwei Verwirrten in Samuel Becketts Drama, die auf Godot warten, der doch nie kommt.

Gerd Steins und Martina Behrend warten. Nicht wie die zwei Verwirrten in Samuel Becketts Drama, die auf Godot warten, der doch nie kommt. Sie warten auf ein kleines Wunder, darauf, dass ihr Sportmuseum ein richtiges Museum wird. Genau genommen ist es das eigentlich schon seit 70 Jahren und gehört immerhin seit der 1990 zur Stiftung Berliner Stadtmuseum.

Aber es gibt einen entscheidenden Makel: Dem Sportmuseum fehlen Räume, und Ausstellungsräume gehören landläufig zu einem richtigen Museum. Also warten die Museumsleiterin und die Vorsitzende des Fördervereins darauf, dass der Senat seine entsprechende Zusage einlöst. Derzeit residiert ein Teil des Museums im Sportforum nahe des Olympiastadions. Das gehört noch dem Bund, bald dem Land und wird vom Sportsenator verwaltet. Das Sportmuseum untersteht aber dem Kultursenator und wird auch durch sein Ressort finanziert. Allein diese Konstellation macht es den Museumsinitiatoren nicht immer leicht, sich Gehör bei der richtigen Senatsstelle zu verschaffen.

Immerhin kann das Sportmuseum seit dem 12. Dezember seine Räume auf dem Olympiagelände nach einem Senatsbeschluss unentgeltlich nutzen. Doch das ist bei weitem nicht das gesamte Museum. Die meisten Exponate sind verteilt auf zwei Depots in Tempelhof und Neuruppin. In Neuruppin lagern vor allem die Sportgeräte, nahezu unerreichbar für kurzfristige Besichtigungen.

"50 000 Besucher könnten wir in jedem Jahr haben", sagt Steins. Wenn, ja wenn die Raumfrage endlich gelöst ist. Steins favorisiert ein Konzept, welches das Museum in die vorhandenen Bauten ohne gravierende Umbauten integriert. Das Museum könnte danach das alte Haus der Deutschen Turnerschaft nutzen, das Friesenhaus Nord, in dem es ohnehin residiert. Dort stehen 2000 Quadratmeter Austellungsfläche zur Verfügung - genug für das Sportmuseum. Selbst eine vorübergehende Teilnutzung wäre denkbar. In der oberen Etage würden die Depots, die Bibliothek und Sonderausstellungen einziehen. Unten, in den zehn Meter hohen Turnhallen, wäre Platz für Dauer- und Wechselausstellungen. Die Hallen werden derzeit nicht genutzt. Konkurrierende Nutzungskonzepte gibt es nicht, der finanzielle Einsatz wäre vergleichsweise bescheiden.

Doch trotz namhafter Unterstützung fehlt noch der politische Wille zur Umsetzung. Sport und Kultur passen für viele Kulturdezernenten nur schwer zusammen. In der Verwaltung von Kultursenator Christoph Stölzl gibt es Vorbehalte, die es dem Sportmuseum in der Neuordnung der Berliner Museumslandschaft nicht leicht machen. Da passt es ins Bild, dass bisher nur wenige Kulturpolitiker den Weg ins Sportmuseum bisher gefunden haben. Dabei würden sie dort diverse sportkultur-historische Stücke erwarten.

Solange das Olympiastadion durch die Umbauarbeiten gesperrt ist, könnte das Museum als Infothek dienen, später eine Ausstellung zum Olympiagelände beherbergen. Peter Steins und Martina Behrend denken an ein Kombiticket für Stadionbesichtigung und Museum und kalkulieren mit mehr als 100 000 Besucher, die jedes Jahr die alte Arena sehen wollen. Benutzer der historischen Bibliothek und normale Besucher nicht eingerechnet. Kostendeckend könnten die Museumsmacher schon mit einem Eintrittsgeld von 1,50 Mark arbeiten. Ein Finanzplan wird in Kürze dem Sport- und dem Kultursenator vorgelegt.

Im April will sich der Senat mit dem endgültigen Nutzungskonzept des Olympiageländes befassen. Dann soll auch das Sportmuseum auf die Tagesordnung kommen. Daraufhin haben die Museumsverwalter Martina Behrend und Gerd Steins hingearbeitet. Vielleicht kommt Godot ja doch noch.

Ingo Wolff

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