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Sport: Stratege am Beckenrand

Norweger Madsen wird neuer DSV-Sportdirektor

Berlin - Am Freitagabend wurde der Name bekannt: Der norwegische Schwimm-Experte Örjan Madsen wird neuer Sportdirektor des Deutschen Schwimmverbands (DSV). Der 59-Jährige ist damit Nachfolger von Ralf Beckmann, der als Sportdirektor und Chef-Trainer gearbeitet hatte. Wie die konkrete Aufgabenstellung von Madsen lautet, ist bisher nicht bekannt. Klar ist aber, dass der Norweger am 1. März seinen Job antritt und der Vertrag bis 2008 dauert. Beckmann hatte sich nach einem Streit um die Laufzeit eines neuen Vertrags vom DSV getrennt. Er ist im Urlaub und scheidet Ende Februar offiziell aus.

Madsen unterhält in Bergen eine Firma, die unter anderem neue sportliche Konzepte für Spitzenverbände entwickelt. Als Trainer arbeitete Madsen auch mit dem früheren deutschen Top-Schwimmer Klaus Steinbach, dem heutigen NOK-Präsidenten, sowie mit dem früheren Weltmeister Walter Kusch. Madsen hat in Köln studiert und später in Bonn und in Hamburg als Trainer gearbeitet. Er war bei Welt- und Europameisterschaften am Start.

Damit ist eine Suche zu Ende, die bei deutschen Spitzentrainer und Aktiven schon für Verärgerung gesorgt hatte. Denn sie wurden in die Suche nach dem Beckmann-Nachfolger nicht eingebunden. Horst Melzer zum Beispiel, der Trainer von Weltmeister Mark Warnecke und der Olympiadritten Anne Poleska, beschwerte sich darüber, dass er „überhaupt keine Ahnung hat, wer da im Gespräch ist“. Er gehört zum Trainerstab für Olympia 2008 und ist damit an allen Strategieplänen beteiligt. „Meine Kollegen sind auch nicht einbezogen“, sagt er. Auch Lars Conrad, der Aktivensprecher des DSV, war ahnungslos. „Ich halte das für sehr unglücklich“, sagte er.

Schließlich geht es um eine heikle Personalie. Madsen muss nicht bloß Fachmann und Repräsentant sein, er muss vor allem gut moderieren können. Lange herrschte im Verband ein Kleinkrieg, geführt von Trainern und Athleten, die sich Erfolge, Sponsoren und Aufmerksamkeit neideten. Beckmann hatte unter den Athleten mit Einfühlungsvermögen Teamgeist erzeugt und schließlich sogar die Trainer miteinander versöhnt. Bei einer Strategiesitzung im Herbst 2005 versammelten sich alle Spitzentrainer zu einem Abendessen, und „beim Dessert kamen alle Streitpunkte auf den Tisch“, sagt Melzer. „Danach versprachen wir uns in die Hand, nun konstruktiv zusammen zu arbeiten.“

Doch der Schmusekurs kann schnell beendet sein. Wenn Madsen nicht feinfühlig genug vorgeht, kann er bald vor einem atmosphärischen Scherbenhaufen stehen.

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