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Seit Samstag steht Manuel Gräfe in der Kritik.

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Streikaufruf für die Fußball-Bundesliga: Schiedsrichter, begehrt auf!

In der Fußball-Bundesliga sind alle vereint in der ständigen Wut auf die Schiedsrichter. Dagegen sollten sie etwas tun. Ein Kommentar.

Von Christian Hönicke

Vor kurzem machte die „Brigade Hartmut Strampe“ von sich reden, eine Fangruppe, die sich den Fußball-Schiedsrichtern verschrieben hatte und sie mit Transparenten und Gesängen würdigte. Bald kam heraus: alles erfunden, ein Gag des Magazins „11 Freunde“. Da hätte man auch gleich drauf kommen können. Denn Schiedsrichter mag niemand.

In der Bundesliga sind Manager, Trainer, Spieler und Fans von Augsburg bis Hamburg vereint in der ständigen Wut auf die Unparteiischen. Jeder Spieltag produziert einen Skandalpfiff, der die deutsche Fußballwelt in Rage versetzt. Die „Bild“ protokolliert die Fehlentscheidungen sorgsam und fragt: Sind unsere Schiedsrichter so schlecht wie nie?

Sind sie natürlich nicht. Sie können nur nicht mehr mithalten mit den Superzeitlupen aus jedem Winkel. An diesem Wochenende traf es Manuel Gräfe. Er hatte ein Abseitstor der Wolfsburger gegen Leverkusen anerkannt, das erst in der Wiederholung als solches ersichtlich wurde. Bemerkenswert war seine Reaktion auf die anschließenden Attacken der Leverkusener. Neben einer Entschuldigung äußerte Gräfe den Wunsch nach dem Videobeweis auch in Spielszenen.

Ist dieses zaghafte Plädoyer ein erstes Zeichen des Aufbegehrens einer geächteten Zunft? Das Genörgel über die Unparteiischen hat auf jeden Fall ein bedenkliches Ausmaß erreicht, wenn sogar Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking – weiß Gott kein Schirifreund – zur Zurückhaltung mahnt. Zu oft laden die Verantwortlichen, die selbst unter Druck stehen, ihre Aggressionen bei den Opfern mit der Pfeife ab. Verständnis oder gar Respekt gibt es nicht. Den müssen sich die Referees nun selbst erarbeiten. Zu selten begehren sie gegen auf die ständigen Attacken. Mensch, wehrt Euch doch mal!

Vielleicht geht es so wie in der NFL. In der US-Football-Liga verschwanden die Schiedsrichter wegen des Streits um mehr Gehalt vor drei Jahren aus den Stadien. Die Amateurreferees, die sie vertraten, leisteten sich so viele Fehler, dass die Liga ganz schnell einknickte und ihre Schiedsrichter zurückholte. Ein Streik in der Bundesliga, das wäre was. Dann gäbe es vielleicht tatsächlich mal Gesänge für unsere Unparteiischen.

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