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Sport: Streit um den Maulkorb

Handball-Liga verbietet Schiedsrichterkritik

München - Sie hatten sich kaum Schmerz zugefügt. „Beide Mannschaften haben den Gegner nicht auf Biegen und Brechen umgehauen, das war ein faires Spiel“, resümierte Johannes Bitter, der Torwart des HSV Hamburg, die 23:24 (14:15)-Niederlage im Supercup gegen den THW Kiel. Ein Zeichen, dass das Duell des Meisters (HSV) gegen den Pokalsieger (THW) kurz vor dem Saisonstart der Bundesliga nicht überbewertet wurde.

Die aufgeregteren Debatten wurden in der Münchner Olympiahalle abseits des Feldes geführt. Die Änderung im Reglement der Handball-Bundesliga (HBL), wonach sich die Vereinsoffiziellen gegenüber den Medien in den 48 Stunden nach Abpfiff nicht mehr über die Schiedsrichter äußern dürfen (andernfalls droht ein Strafgeld bis zu 5000 Euro), rief Kopfschütteln hervor. Die Spielervertretung Goal teilte der HBL über einen Anwalt mit, dass man die Novelle als Eingriff in die Meinungsfreiheit betrachtet. Die Profis würden ja auch nach dem Spiel bewertet, sagte ein Goal-Vertreter. Die Spieler fordern die Liga auf, den neuen Passus noch vor Saisonstart zu korrigieren.

Anlass für den Maulkorb waren die Schimpfkanonaden von Frank Steffel. Der Präsident der Füchse Berlin hatte beim Pokalviertelfinale im März gegen den THW Kiel das Schiedsrichter-Duo Fleisch/Rieber der Parteilichkeit bezichtigt und gemutmaßt, dass „die Kieler noch in der Kabine mit den Schiedsrichtern feiern“. HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann sagt: „Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht.“ Die Liga könne sich ein solches Gebaren nicht leisten.

Die Schiedsrichterszene beurteilt den Paragraphen unterschiedlich. Einige Referees halten die Novelle für „Humbug“, andere wie Lars Geipel sehen darin „grundsätzlich einen Schritt in die richtige Richtung“. Es gelte, „die wenigen Unvernünftigen zu reglementieren", sagt der Schiedsrichterwart des Deutschen Handballbundes (DHB), Peter Rauchfuß. „Wir wollen nach einem halben Jahr Resümee ziehen und schauen.“ Der erste Praxistest misslang: Beim Supercup kritisierten die Offiziellen beider Klubs gleich nach Spielende die Schiedsrichter. Erik Eggers

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