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Streit um Doping-Studie: Berliner Forscher fühlen sich ausgebootet

Die Genehmigung über weitere Fördermittel kam Mitte Juni deutlich zu spät. Denn bereits im März – und davon hätten die Auftraggeber vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) ausgehen müssen – hatte das Forschungsteam von der Berliner Humboldt-Universität die Arbeit eingestellt und sich anderen Aufgaben gewidmet.

Die Genehmigung über weitere Fördermittel kam Mitte Juni deutlich zu spät. Denn bereits im März – und davon hätten die Auftraggeber vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) ausgehen müssen – hatte das Forschungsteam von der Berliner Humboldt-Universität die Arbeit eingestellt und sich anderen Aufgaben gewidmet. Und so wurden sie zum Dienstag auch gar nicht mehr eingeladen, wenn das BISp den Abschluss des Forschungsprojektes „Doping in Deutschland von 1950 bis heute aus historisch-soziologischer Sicht im Kontext ethischer Legitimation“ im Bundespresseamt in Berlin präsentiert. Nur ihre Kollegen von der Universität Münster, die 2009 ebenfalls den Forschungsauftrag erhielten, werden zugegen sein.

Das mit 500 000 Euro steuerfinanzierte und vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) angestoßene Projekt will die Doping-Geschichte Deutschlands ergründen. Und bereits die Ausschreibung sorgte für Kritik am BISp, da die Initiatoren selbst einmal in zwielichtige Doping-Forschung verwickelt waren.

Während die Münsteraner vor allem Medienberichte über Doping analysierten, hatte man von den Berlinern erneut spektakuläre Enthüllungen erwartet. So wie in ihrem zweiten Zwischenbericht, als sie BISp und DOSB beschuldigten, in Westdeutschland in den 70er- und 80er-Jahren von Doping gewusst, es geduldet und teils sogar gefördert zu haben.

Doch große Teile der letzten Projektphase blieben, nachdem die Berliner im März diesen Jahres ohne weitere Förderung dastanden, unbearbeitet; über die Jahre 1990 bis 2007 gibt es daher kaum neue Erkenntnisse.

Die Berliner Gruppe hatte jedoch nicht nur Schwierigkeiten mit der BISp bei der Genehmigung weiterer Gelder. So hatten beide Forschungsgruppen mit dem BISp im Februar 2011, also eineinhalb Jahre nach Projektstart, eine Vereinbarung zur Auftragsdatenverarbeitung unterschreiben müssen. Durch diese Vereinbarung dürfen die Forscher nichts veröffentlichen, was nicht vom BISp abgesegnet ist. Die Berliner sehen darin „die Freiheit der Wissenschaft gefährdet“, so Professor Giselher Spitzer von der Humboldt-Universität. Auch die Akteneinsicht bei den Institutionen oder Sportverbänden wurde den Forschern erschwert und teilweise sogar verhindert. Michael Krüger, Professor in Münster, sieht das BISp nun „in einer sehr misslichen Lage, am Ende von drei Jahren Forschungsarbeit ohne richtiges Ergebnis dazustehen“.

Auf die Anfrage an das Bundesinstitut vom 12. Oktober hin, das geplante Präsentationsthema für die heutige Veranstaltung zu erhalten, wartet Spitzer bis heute. Die Berliner wurden schlicht ignoriert. Nun haben die Forscher der HU ebenfalls eingeladen. Am Donnerstag werden sie ihre Erfahrungen mit dem Projekt auf einem Symposium an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) vortragen.

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