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Sport: Stress am Wochenende

Nach einer Aussprache fährt Ullrich auf Platz 30

Hamburg Jan Ullrich war guter Stimmung. „Die Begeisterung an der Strecke war toll“, sagte der Radstar im Ziel der HEW–Cyclassics. Nach Schätzungen der Veranstalter verfolgten über 800 000 Zuschauern das einzige deutsche Weltcuprennen auf dem Rundkurs in Hamburg, das Ullrich als 30. beendete. Sieger im Sprint der Spitzengruppe von 31 Fahrern wurde der Australier Stuart O’Grady vor dem Vorjahressieger Paolo Bettini (Italien). Erik Zabel kam als Siebter direkt hinter Davide Rebellin vom Team Gerolsteiner ins Ziel, der seine Führung im Weltcup verteidigte.

„Das Rennen war schwieriger als in den vergangenen Jahren. Ich habe zum Schluss noch einmal alles versucht, aber es fehlte die Spritzigkeit“, sagte Ullrich. Vor dem Rennen hatte er sich noch einmal zu der viertelstündigen Unterredung mit dem Teamchef von T-Mobile, Walter Godefroot, geäußert. „Wir haben angefangen, uns zu unterhalten und werden uns in den nächsten Tagen noch einmal zusammensetzen. Diese Woche war sehr stressig, da war nicht mehr Zeit“, sagte Ullrich, der von einer „Annäherung“ sprach. Sein Manager Wolfgang Strohband sagte: „Die Inhalte bleiben intern. Im Augenblick sieht es aber so aus, als wenn Jan bei T-Mobile bleibt.“ Davon geht auch Walter Godefroot aus: „Es war ein gutes Gespräch. Wir haben unsere Standpunkte dargelegt und werden in Zukunft häufiger miteinander reden. Jan wird weiter für T-Mobile fahren.“

Godefroot hatte am vorletzten Tag der Tour de France dem T-Mobile-Kapitän und seinem persönlichen Betreuer Rudy Pevenage in zwei französischen Zeitungen vorgeworfen, sich nicht professionell auf die Tour vorbereitet zu haben. Ullrich, der von der Kritik erst aus den Zeitungen erfuhr, kündigte daraufhin im Fernsehen „Konsequenzen“ an. Laut Godefroot habe Ullrich – gemessen an dem Anspruch, Lance Armstrong ernsthaft herauszufordern – bei der Tour enttäuscht und keinen „Killerinstinkt“ gezeigt.

Die Vertragssituation des Toursiegers von 1997 bietet ohnehin wenig Möglichkeiten für die von ihm angekündigten Konsequenzen. Ullrich hat laut Philipp Schindera, Leiter der Unternehmenskommunikation, mit T-Mobile noch einen Vertrag bis 2006, der ihm jährlich geschätzte 2,5 Millionen Euro einbringt. Pevenage ist noch bis 2005 an T-Mobile gebunden und hat lediglich das Recht, Ullrich privat zu beraten. Alle übrigen Fahrer des Bonner Teams sind bei dem Rennstallbetreiber Godefroot angestellt.

Der Belgier muss allerdings um den Anreas Klöden bangen. Der Tourzweite hatte nach seinem 94. Platz in Hamburg gesagt, dass er es sich auch vorstellen könnte, für ein anderes Team zu fahren. „Meine Verhandlungsposition hat sich verbessert, ich habe mehrere Angebote“, sagte Klöden.

Ullrich aber bleibt, trotzdem besteht Gesprächsbedarf. Pevenage, der in Frankreich wenig zur Tour-Taktik des Teams beitragen durfte, wartete zu Hause in Geraardsbergen auf einen Anruf Ullrichs. „Ich hoffe, es gibt eine Vereinbarung, die auch der Realität standhält“, sagte Ullrichs persönlicher Betreuer, der mit Godefroot zerstritten ist. Tsp

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