zum Hauptinhalt
Alles nach Plan. Diego Forlan (r.) und Uruguay überlassen nichts dem Zufall. Foto: dpa

© dpa

Sport: Studieren und genießen

Uruguay kann heute Rekordsieger der Copa werden

Zwischen Enttäuschung und Begeisterung liegt der Rio de la Plata. Der mächtige Strom, an dessen Ufer im Norden Montevideo und im Süden Buenos Aires liegt, trennt derzeit zwei Fußball-Welten und zwei Fußball-Philosophien. Bei der Copa America in Argentinien hadern die Gastgeber nach dem frühen Aus im Viertelfinale ausgerechnet gegen den Nachbarn Uruguay mit Nationaltrainer Sergio Batista. Der steht vor der Ablösung. Am Montag, so sagen es die Medien voraus, soll das Urteil des allmächtigen Verbandsbosses Julio Grondona fallen.

In Uruguay sieht es ganz anders aus. Seit dem 13. März 2006 ist dort Oscar Tabarez der Trainer. Seitdem geht es bergauf mit dem Fußball im von den zehn südamerikanischen Teilnehmern bevölkerungsärmsten Land. Gerade mal 3,5 Millionen Menschen leben in dem vergleichsweise großen Land. Trotzdem bietet Uruguay den riesigen Nachbarn Brasilien und Argentinien erfolgreich die Stirn und hat sie wie bei der WM in Südafrika als bestes südamerikanisches Team abgehängt. Nun soll die neue Hierarchie mit einem Titel besiegelt werden. Heute trifft Uruguay im Finale der Copa America in Buenos Aires auf Paraguay (21 Uhr, live bei Sport1). Mit einem Sieg und dem dann 15. Titel würde man zum alleinigen Rekordsieger der Copa vor Argentinien avancieren.

„Alles was wir auf und neben dem Platz tun, hat einen Plan. Nichts geschieht aus dem Zufall heraus“, sagt Diego Forlan. Der blonde Stürmer, der bei der WM 2010 in Südafrika zum besten Spieler des Turniers gekürt wurde, hat beim ältesten Nationenturnier der Welt zu alter Stärke zurückgefunden. Der Angreifer von Atletico Madrid, der inzwischen Rekordnationalspieler seines Landes ist, könnte zudem eine alte Familientradition fortsetzen. Großvater Juan Carlos Corazzo hatte als Trainer die Copa gewonnen, sein Vater Pablo als Spieler.

Hinter dem Erfolg des kleinen Landes steckt ein Konzept, das alle Spieler, die in den Auswahlmannschaften des Landes stehen, durchlaufen müssen. „Fußball studieren, spielen, verstehen und genießen“ sollen die Spieler Uruguays, sagt Tabarez. Vor allem Persönlichkeitsbildung und taktische Schulung stehen dabei im Vordergrund. Das Ergebnis ist sichtbar: Alle Jugendmannschaften haben sich für eine WM qualifiziert, die U17 wurde zuletzt sogar Vize-Weltmeister. „Da kommt noch einiges nach“, sagt Luis Suarez vom FC Liverpool. Er gehört zu den Spielern unter 24 Jahren, die bereits an dem neuen Programm teilgenommen haben.

Nachbar Argentinien tauscht dagegen lieber die Trainer als die Konzepte aus. Um den großen Rivalen nicht weiter zu kränken, hat Uruguays Staatspräsident José Mujica angekündigt, dem Finale gegen Paraguay fernzubleiben. Ein jubelnder Staatspräsident wird auch nicht unbedingt gebraucht, Uruguays Spieler überzeugen lieber auf dem Platz.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false