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Sport: Sturmhoffnung aus Japan

Vor dem Spiel in Lissabon sehnt Stuttgart die Freigabe für Shinji Okazaki herbei

Das Transferfenster ist längst geschlossen und es zeigt sich, dass sich der VfB Stuttgart nicht geschickt angestellt hat bei der Suche nach neuem Personal. Und auch die Opposition, die das Präsidium und den Aufsichtsrat stürzen will, bekommt immer mehr ein Gesicht. Karl Allgöwer gehört dazu. Einen wie ihn könnte Labbadia gut gebrauchen: Gewaltige Schusskraft, das rote Herz am rechten Fleck, ein Schwabe mit jeder Faser. Stattdessen plagt sich Stuttgarts Trainer vor dem Hinspiel in der Europa League bei Benfica Lissabon mit einem ernsten Stürmerproblem, sodass bei den Stuttgartern jetzt einer zum Hoffnungsträger geworden ist, der noch nie gespielt hat und für den bisher nicht einmal die Freigabe seines alten Klubs vorliegt: der 24 Jahre alte Japaner Shinji Okazaki.

Ciprian Marica kann dem VfB beim Kampf um den Klassenerhalt nicht mehr helfen. Der Rumäne darf nach zahlreichen Eskapaden nicht mehr mit der Mannschaft trainieren. Das haben Labbadia und Manager Fredi Bobic nach intensiven Gesprächen mit Marica entschieden. Inzwischen bereut wohl selbst Labbadia, den Stürmer im Winter nicht an Galatasaray Istanbul verkauft zu haben. Inzwischen ist eine Rückkehr ins Team trotz der Notlage praktisch ausgeschlossen. Es kommt aber noch schlimmer für den Vorletzten der Bundesliga. Pawel Pogrebnjak kam am Dienstag mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Arzt: Die Diagnose: Rippenbruch.

Es war ein schwarzer Dienstag für die Stuttgarter. Nur einer lächelte: Shinji Okazaki. Das ist der Mann, der am 31. Januar einen Vertrag in Stuttgart unterschrieben hat und bisher nicht eingesetzt werden konnte, weil er zuerst beim Asien-Cup spielte und ihm dann sein ehemaliger Klub die Freigabe verweigerte. Der Stürmer habe einen Tag lang bei zwei Vereinen einen Vertrag gehabt, argumentiert Shimizu S-Pulse in Japan. Okazakis Vertrag in Japan lief bis zum 31. Januar. Sein ehemaliger Klub will Geld, doch die Stuttgarter wehren sich gegen diese Forderung, die sie für unberechtigt halten. „Wir sind absolut im Recht“, sagt VfB-Manager Fredi Bobic. Okazakis früherer Verein habe sich nicht an Absprachen gehalten. Jedenfalls konnten sie Okazaki wegen des Streits beim Heimspiel gegen Nürnberg (1:4) nicht einsetzen. Die Stuttgarter erwarten nun nahezu stündlich die Freigabe durch den Weltverband Fifa, der sich der Sache angenommen hat. „Wir freuen uns, dass er bald spielen kann“, sagt Bobic. Vielleicht schon am heutigen Donnerstag in Lissabon.

Okazaki scheint von dem ganzen Theater fast unberührt. Er lächelt unbeschwert und trainiert. Okazaki soll nichts sagen, findet der VfB. Die japanische TV-Crew interviewt daher Bruno Labbadia, und der berichtet, wie zufrieden er mit dem neuen jungen Stürmer ist und wie sehr er hofft, dass er bald spielen kann. Auch der große Rest der japanischen Journalisten muss sich mit deutschen Aussagen begnügen.

Bei der Suche nach neuen Stürmern käme die Freigabe für den 24 Jahre alten Japaner einem Befreiungsschlag gleich. Was Okazaki auf dem Trainingsplatz zeigte, sah gut aus. Der Mann ist schnell und hat einen strammen Schuss. Fast so gewaltig wie einst der von Karl Allgöwer war, der heute mit 54 Jahren das Sturmproblem des VfB Stuttgart nicht lösen kann und die klubinterne Opposition unterstützt.

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