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Sport: Stuttgart findet sich

Wie der VfB zu einem Spitzenteam wurde

Es war ein verräterisches Lächeln. Horst Heldt war umringt von einem ganzen Pulk von Journalisten und er wollte wohl den Eindruck erwecken, als höre er den vielen Fragen nach den Chancen des VfB Stuttgart im Kampf um die deutsche Meisterschaft aufmerksam zu. Doch der mühsame, wenngleich verdiente, 1:0-Sieg bei Borussia Mönchengladbach schien den Manager des VfB ganz tief im Inneren zu berühren. Er wirkte am Samstagabend zufrieden mit dem, was seine Mannschaft in den vorangegangen 90 Minuten gezeigt hatte. Aber Heldt sah auch so aus, als sei er mit sich selbst im Reinen. Dieser Auswärtserfolg im Borussia-Park, den Roberto Hilbert mit seinem Treffer perfekt gemacht hatte, war wohl die letzte Bestätigung dafür, dass die richtigen Dinge verändert wurden, nachdem Heldt die vergangene Saison analysiert hatte. „Diese Mannschaft benötigt einen Umbruch“, sagte Heldt damals.

Seine Idee war es, mit jungen Spielern einen neuen VfB Stuttgart aufzubauen, der perspektivisch wieder in der Spitzengruppe der Bundesliga mitspielen sollte. In diesen Tagen erntet er die Früchte für seinen Mut zur Veränderung, dem selbst Zvonimir Soldo zum Opfer fiel, der sich in zehn Jahren beim Klub zu einem fußballerischen Idol im Schwabenland entwickelt hatte. Und mit Armin Veh hatte er in der Vorsaison bereits einen Trainer verpflichtet, der aus seiner Sicht geeignet war für diese Aufgabe. „Der Trainer findet immer die richtige Ansprache“, sagt Horst Heldt. „Das ist beeindruckend.“

Auch in Gladbach verstand es der Trainer des VfB, seine Mannschaft nach einer müden ersten Hälfte zu motivieren und taktisch so klug einzustellen, dass letztlich ein Erfolg dabei heraussprang. „Es ist erstaunlich, dass eine so junge Mannschaft, die oft einen Altersdurchschnitt von unter 24 Jahren hat, solche Leistungen abrufen kann“, wundert sich Veh, um dann selbst einen Lösungsansatz zu liefern. „Es sind alles intelligente Jungs, die Spaß haben, aber immer wenn es nötig wird, können sie sich voll konzentrieren.“ Es ist wohl eine Mischung aus jugendlicher Unbekümmertheit, großer Einsatzbereitschaft und dem Erfüllen der vorgegeben taktischen Aufgabenstellung, die den Stuttgartern zu diesem Höhenflug verhelfen.

Drei Spieltage müssen sie diese Spannung noch aufrechterhalten. Denn der VfB Stuttgart steht nun in einem Dreikampf mit Werder Bremen und dem FC Schalke 04 um die deutsche Meisterschaft. Mit acht Punkten Vorsprung vor dem FC Bayern München steht der dritte Platz, der zur Qualifikation zur Champions League berechtigt, nur noch rechnerisch in Frage. „Wir haben bisher eine überragende Saison gespielt und sind in einer hervorragenden Situation“, sagt Horst Heldt. „Deshalb haben wir nun nur noch positiven Druck.“ Die Schwaben könnten für die große Überraschung sorgen, so wie am 16. Mai 1992. Vor dem letzten Spieltag waren sie damals Tabellenzweiter – und holten sich trotzdem noch die Meisterschale. Dass dieses Szenario möglich ist, wird auch von ganz anderer Stelle bestätigt. „Vergesst die Stuttgarter nicht, die sind in einer hervorragenden Verfassung. Sie können es schaffen“, sagt Schalkes Manager Andreas Müller.

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