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Weißt du wohin? Trainer Labbadia und Manager Fredi Bobic suchen nach einem Ausweg aus der VfB-Misere.

© dapd

Stuttgart in der Krise: Der VfB sucht eine Richtung

Der VfB ist auf dem Weg nach unten – Trainer Labbadia und Manager Bobic attackieren die Klubführung. Ein Streitpunkt ist der eigen Nachwuchs.

Es war ein bitterer Moment als die Profis des VfB Stuttgart vor die Cannstatter Kurve liefen. Schweigend schauten sie verloren in die Menge. „Kämpfen oder gehen“, riefen ihnen ihre Anhänger entgegen. Ein, zwei Minuten harrte die Mannschaft aus, die gerade gegen die TSG Hoffenheim 0:3 untergegangen war, dann gingen die VfB-Profis, begleitet von gellenden Pfiffen. Es war eine gespenstische Atmosphäre in der Stuttgarter Arena. Warum die Mannschaft so willenlos auseinander fiel und sich vorführen ließ, blieb vielen ein Rätsel. „In Bremen beim 2:2 konnten sie es noch, sonst müsste man glauben, sie können es nicht“, sagte Stuttgarts Manager Fredi Bobic. Vor allem Trainer Bruno Labbadia gerät angesichts der sportlichen Situation unter Druck. Eine Niederlage in Nürnberg könnte ihn bereits den Job kosten.

Zu verheerend fällt die Bilanz nach nur fünf Spieltagen aus. Platz 17, zwei Punkte und ein Torverhältnis von 3:12, das schlechteste der Liga, stehen in der Tabelle. Die Probleme der Stuttgarter aber lassen sich allein durch einen Trainerwechsel nicht lösen. Intern wird Präsident Gerd Mäuser für ein schwieriges Arbeitsklima und ein unrealistisches Anspruchsdenken bei einem gleichzeitig rigiden Sparkurs verantwortlich gemacht. Mittlerweile erinnern sich viele an die Saison 2010/2011 als der VfB beinahe abgestiegen wäre und sich monatelang in einer Schockstarre befand.

Die Kommunikation zwischen Vereinsführung und sportlicher Leitung scheint empfindlich gestört. Schon vor der Saison wiesen Bobic und Labbadia auf die schwierige personelle Situation hin. Labbadia wird derweil vorgeworfen, nicht genug auf den eigenen Nachwuchs zu setzen und stattdessen eine Mannschaft zu präsentieren, die keine Ideen für einen dynamischen Spielaufbau präsentieren kann.

In Stuttgart geht es um einen grundlegenden Richtungsstreit, der den Klub lähmt. Wenige Tage vor dem Hoffenheim-Spiel versetzte die Kündigung der langjährigen Nachwuchskoordinatoren Frieder Schrof und Thomas Albeck den Klub endgültig in Aufruhr. Das in Stuttgart frustrierte Duo folgt dem Lockruf des ehemaligen VfB-Trainers Ralf Rangnick zu RB Leipzig. Ihr Vorwurf: Der Nachwuchs bekomme in Stuttgart keine Chance.

Nach Hoffenheim attackierten Bobic und Labbadia offen die Vereinsführung. „Da haben ein paar gesagt, was erzählen die denn vor der Saison. Jetzt haben wir die Situation“, sagte Bobic sichtlich aufgewühlt. Labbadia sagte: „Das haben wir uns nicht so gewünscht, aber befürchtet. Ich habe schon oft gesagt, es darf nicht viel passieren, sonst wird es eng.“ Nun ist es eng, der VfB muss verletzte Spieler verkraften und kann die Lücken nicht auffüllen wie es sich Labbadia wünscht, der den Nachwuchs als noch nicht reif für konstante Einsätze ansieht. Andere fragen sich, wenn nicht jetzt, wann dann?

Der Vorstoß von Bobic und Labbadia zeigt, wie tief die Gräben in Stuttgart sind. Da ist ein Vereinspräsident, der seinen Klub führt wie ein Wirtschaftsunternehmen und keine Kompromisse eingeht. Er lässt sich vom befürchteten Bilanzloch von rund zehn Millionen Euro leiten, was mitunter Auswirkungen hat, die den Ruf der Stuttgarter als Ausbildungsverein ins Wanken bringen. So streitet Bobic seit Monaten dafür, die in die Jahre gekommenen Nachwuchskabinen auf einen modernen Stand zu bringen, was der Klubführung bisher zu teuer war.

Derweil lässt Mäuser eine Werbekampagne fahren, die die Marke VfB als Klub der „Jungen Wilden“ in den Vordergrund rückt. Seit Andreas Hinkel, Timo Hildebrand, Kevin Kuranyi, Alexander Hleb und Julian Schieber aber gibt es in der Stuttgarter Mannschaft kaum noch junge Wilde. Hinweise, mit der Kampagne derzeit lieber vorsichtig zu sein, ignoriert Mäuser. Selbst im Verein wird die Strategie des Chefs als peinlich empfunden. „Junge Spieler können sie in einer funktionierenden Mannschaft bringen“, konterte Labbadia. Dass in Stuttgart derzeit wenig funktioniert, ist ziemlich offensichtlich.

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