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Lametta für alle: Südafrika feiert den dritten WM-Titel mit Grün und Gold.

© Behrouz Mehri/AFP

Update

Südafrika zum dritten Mal Rugby-Weltmeister: Ein Sieg für eine ganze Nation

Die Südafrikaner schlagen im WM-Finale von Yokohama die favorisierten Engländer und holen den Titel. Der Erfolg ist nicht nur sportlich wichtig für das Land.

Mehr als 65 Minuten waren im Finale der Rugby-WM in Yokohama gespielt, Südafrika führte gegen England 18:12 – alle Punkte bis dato waren durch Straftritte erzielt worden. Dann brachen die Südafrikaner auf der linken Seite durch. Mazakole Mapimpi kickte das Rugby-Ei nach vorne, sein Teamkollege Lukhanyo Am sprintete hinterher, eroberte das Spielgerät in höchstem Tempo und legte im Angesicht von zwei auf ihn zustürmenden englischen Verteidigern nach links zum mitgelaufenen Mapimpi, der anschließend leichtes Spiel hatte. Nach der folgenden Erhöhung stand es 25:12 für Südafrika, das Endspiel war entschieden. Später gelang Cheslin Kolbe sogar noch ein zweiter Versuch, bevor die eigentlich als Favorit in die Begegnung gegangenen Engländer 32:12 (12:6) bezwungen waren und Südafrika feiern durfte.

Nun sind Versuche im Rugby das Ziel jeder Mannschaft, sie sind allerdings auf höchstem Niveau nur schwer zu erzielen. Südafrika stand zum dritten Mal in einem WM-Finale, bei den Titelgewinnen 1995 und 2007 blieben die „Springboks“ allerdings ohne erfolgreichen Versuch. Mapimpis Premiere am Samstag war aber nicht nur statistisch wertvoll, sie brach zudem den Widerstand des Gegners.

Mapimpi steht für eine neue Generation im südafrikanischen Rugby. Im Team des Weltmeisters zählt er zur Fraktion der farbigen Spieler, die fast genauso viele Profis im 31er-Kader stellt wie die der weißen. Mit Siya Kolisi ist zudem erstmals ein dunkelhäutiger Spieler der Kapitän der Nationalmannschaft.

Jubeltrubel: Südafrika freut sich über den Sieg im WM-Finale gegen England.
Jubeltrubel: Südafrika freut sich über den Sieg im WM-Finale gegen England.

© Issei Kato/REUTERS

Beim ersten Triumph 1995 gab es nur einen schwarzen Spieler. Damals überreichte Nelson Mandela den WM-Pokal, es war fast eine symbolische Geste. Der Sport hatte zumindest für ein paar Wochen geschafft, eine Nation zu einen. Auch diesmal versammelten sich viele Südafrikaner hinter ihrer Rugby-Auswahl. Das Land am Kap steckt in einer wirtschaftlichen Krise, Arbeitslosenzahl und Kriminalitätsrate befinden sich auf einem Rekordniveau. Auch deshalb ist der aktuelle Erfolg im Rugby so wichtig und ein Signal an alle Südafrikaner. „Wir haben so viele Probleme in unserem Land. Ich hoffe wirklich, dass dieses Team – mit all seinen Unterschieden – zeigen konnte, was wir alles erreichen können, wenn wir als Einheit auftreten“, sagte Kapitän Kolisi nach dem Finalsieg.

Für Südafrika ist der WM-Titel ähnlich wichtig wie der 1995

Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa hatte das Spiel im Stadion von Yokohama verfolgt, nach dem Ende wurde er von Prince Harry mit einer freundlichen Umarmung bedacht. Diesen Respekt musste sich die Mannschaft von Trainer Rassie Erasmus in den vergangenen fünf Wochen in Japan hart erarbeiten. Im ersten Vorrundenspiel gab es noch ein deutliches 13:23 gegen den Titelverteidiger Neuseeland, danach war es vor allem die Defensive, die bei Südafrika überragte. „Unser Coach Rassie Erasmus hat uns gesagt, dass wir nicht für uns allein spielen, sondern für all die Menschen zuhause“, sagte Kolisi am Samstag. Und das gelang dem Team auf seine ganz eigene Art und Weise.

Spielerisch waren andere Mannschaften bei diesem Turnier stärker, taktisch allerdings wirkten die Südafrikaner von allen Mitfavoriten am variabelsten – und am fittesten. Gegen WM-Gastgeber Japan im Viertelfinale war die Begegnung in der ersten Halbzeit noch fast ausgeglichen, danach drehte Südafrika auf. Auch im Halbfinale gegen Wales war das ähnlich. Die eigene Defensive blieb stabil, die des Gegners war irgendwann müde. Im Endspiel war das einmal mehr der Fall – auch wenn eine Mannschaft im Rückstand oft mehr Risiko gehen muss.

Die offensiv im Turnier so starken Engländer fanden nie in ihren Rhythmus, vom gegen Neuseeland im Halbfinale noch so flüssigen Spiel des Teams von Eddie Jones war gegen Südafrika wenig zu sehen. „Wir hatten heute Probleme im Spiel nach vorn. Sie waren sehr aggressiv und hatten im Gedränge klar die Oberhand. Südafrika ist ein verdienter Gewinner“, sagte Jones nach dem Spiel.

Dass letztlich Mazakole Mapimpi zum Matchwinner avancierte, hatte noch eine weitere besondere Note. „Niemand in meiner Familie hat Rugby gespielt, ich bin der Erste“, sagte er. Erst seit 2017 spielt Mapimpi auf höchstem Niveau. Jetzt hat er mit dem südafrikanischen Team Geschichte geschrieben.

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