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Star der Stars: Ausnahmespieler wie Lionel Messi begeistern Fans zwischen Barcelona und Bischkek.

© Marcelo del Pozo/REUTERS

Super League und Klub-WM: Warum Verbände und Topvereine den Klubfußball reformieren wollen

Die Globalisierung macht auch vor dem Klubfußball nicht halt. Die Vermarktungsstrategen fokussieren längst junge Fans und internationale Märkte. Ein Kommentar.

Viel ist in den letzten Tagen über die Zukunft des internationalen Klubfußballs diskutiert worden. Der Fußball-Weltverband Fifa hat eine ausgeweitete Klub-WM beschlossen, die Vereinigung der europäischen Fußballklubs ECA drängt den europäischen Verband Uefa zur Abkapselung der Champions League. Der Zirkel der Topklubs wird exklusiver. Die Diskussionen um Machtgefüge, Spielpläne und Gewinnausschüttungen sind schon längst im Gange. Was verbirgt sich also hinter diesen Plänen?

Die Beweggründe für die geplanten Reformen sind – wie soll es anders sein – zuvorderst ökonomische. Bei Verbänden wie europäischen Spitzenvereinen ist bekannt, dass das Wachstumspotenzial des Fußballs vor allem darin besteht, in Zukunft zwei Zielgruppen für sich zu gewinnen: Die jungen Fans sowie die Fans außerhalb der europäischen Märkte. Mit ihnen, so die Kalkulation der großen Macher im internationalen Fußball, lassen sich mehr neue Fans gewinnen, als sich alte abwenden werden, die bereits jetzt über die zunehmende Eventisierung des Fußballs klagen. Und so werden für diese Zielgruppen neue Wettbewerbe geschaffen, hinter denen wiederum die Annahme steckt, dass das sportlich hochklassigste Produkt zugleich auch das attraktivste für die Fans darstellt; dass die Mehrheit der Fans also am Ende einfach den besten Fußball, die namhaftesten Teams und die größten Stars sehen will – egal, unter welchen Bedingungen.

Diese Annahme ist nicht unbegründet. Die Fußballwelt hat sich durch die Globalisierung geöffnet. Heute sind die großen Stars der Branche nur noch wenige Klicks entfernt. Für ein paar Euro im Monat kann man ihre Spiele überall live sehen. Die Clips von ihren neuesten Tricks und Toren zirkulieren überall im Netz. Ihre aktuellsten Schuhe und Frisuren kann man in den Sozialen Medien bestaunen, nur wenige Berühmtheiten aus anderen Unterhaltungsbranchen besitzen dort mehr Fans. Mit dem Controller in der Hand werden die Stars sogar zur eigenen Spielfigur. Ob Cristiano Ronaldo in Turin oder Madrid spielt, ist dabei genauso unerheblich wie die Frage, ob der Fan in Wedding oder in Shanghai sitzt.

Für junge Fans verliert die traditionelle Bindung an den Lokalverein damit an Bedeutung, während dem internationalen Fan das Schicksal von Mainz 05, Rayo Vallecano oder dem FC Burnley ohnehin egal ist; sie wollen Lionel Messi, Pep Guardiola und den FC Bayern München sehen. Und das möglichst oft und am besten möglichst oft gegeneinander. So wie es in den reformierten, exklusiveren neuen Klubwettbewerben der Fall wäre.

Auch der Fußball ist kein abgeschlossenes System. Das wissen die Strategen des internationalen Fußballs, die sich ständig Gedanken über neue Vermarktungsstrategien machen. Der Fußball funktioniert nicht abgekoppelt von den ökonomischen Bedingungen dieser Welt, auch er folgt letztlich den Gesetzmäßigkeiten des Wachstums, der Marktwirtschaft, der Globalisierung, kurz: des Kapitalismus. Das muss man nicht gut finden. Aber wer daran etwas ändern möchte, muss letztlich auch diese Gesetzmäßigkeiten in Frage stellen.

Leonard Brandbeck

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