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Sport: Superleichtgewicht: Einer fällt immer um, wenn auch nicht im Ring

Boxer sind im Allgemeinen schlagfertige Zeitgenossen - möchte man meinen. Von wegen.

Boxer sind im Allgemeinen schlagfertige Zeitgenossen - möchte man meinen. Von wegen. Die, die sich gestern im Hotel Estrel präsentierten, haben jedenfalls nichts gelernt von Amerika. In den USA ist schließlich schon die Pressekonferenz vor einer Profi-Boxveranstaltung eine einzige Show. Da wird gedroht, geschimpft, gespuckt und gelegentlich sogar geprügelt.

Ganz anders die maulfaulen Protagonisten, die Werbung für ihren Kampfabend am 7. Oktober in Neukölln machen wollten. Geradezu langweilig war ihre Präsentation - ohne emotionale Höhepunkte. Wäre da nicht das anschließende Fotoschießen gewesen. Rumms machte es und schon war die Sponsorenwand mitten auf der Kulisse des Musikals "Stars in Concert" gelandet. Einfach umgefallen. Nur weil sich die kräftigen Hauptdarsteller ein wenig zuviel an den instabilen Aufbau gelehnt hatte.

Ein verzeihbares Unglück, denn von einem Boxer aus dem Universum-Boxstall wird wohl keiner ernsthaft erwarten, dass er vorher die Statik einer leichten Wand berechnet. Und über die Wirkung ihrer Kraft haben sie wohl soviel nachgedacht, wie über ihre vorherigen Wortbeiträge. Allenfalls hinterher darauf gehofft, dass die Gegner in vier Wochen doch nur ebenso leicht zu Boden gehen, wie die Wand. Umso mehr sorgte der Zwischenfall bei den Boxern hinterher für Erheiterung. Weniger beim Hotelmanagement, die die tägliche Show gerne weiterführen würden.

Besonders Oktay Urkal und Bert Schenk amüsierten sich über ihr Missgeschick köstlich. Beide sind am 7. Oktober die Hauptkämpfer. Schenk wird gegen den Schweden Armand Krajnc in den Ring steigen, um sich im Mittelgewicht den WM-Gürtel nach Version der WBO zurück zu holen. Auf seine letzte Pflichtverteidigung musste er verletzt verzichten. Glücklicherweise blieb er beim diesem Umfaller unverletzt.

Oktay Urkal tritt an, um seinen Europameistertitel im Superleichtgewicht gegen den Franzosen Gabriel Maplouka zu verteidigen. Der Erste der europäischen Rangliste ist alles andere als "Fallobst". "Der kämpft wie ein kleiner Mike Tyson. Da muss ich schon wie Holyfield boxen. Festhalten, wegdrücken und schlagen", sagte Urkal. Auf seine Ohren muss er aber nicht aufpassen. "Die werden einfach angeklebt." Die Gunst des Publikums wird der türkisch-stämmige Berliner auf jeden Fall genießen - schon wegen seiner vielen Kreuzberger Fans - auch wenn ihn die Organisatoren nur als Vorkämpfer sehen. Aber das wird dem jungen Mann mit den flinken Fäusten herzlich wenig stören. Boxer sind schließlich unberechenbar, ebenso wie Pressewände.

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