zum Hauptinhalt

Sport: SV Babelsberg 03: Gefeiert wird auf jeden Fall

Zur Feier des Tages wählt der Präsident ein altes Sakko. Nachdem er in den letzten Jahren bereits zahlreiche Sekt- und Bierduschen über sich ergehen lassen musste, will Detlef Kaminski heute nicht im besten Anzug ins Karl-Liebknecht-Stadion kommen.

Zur Feier des Tages wählt der Präsident ein altes Sakko. Nachdem er in den letzten Jahren bereits zahlreiche Sekt- und Bierduschen über sich ergehen lassen musste, will Detlef Kaminski heute nicht im besten Anzug ins Karl-Liebknecht-Stadion kommen. Schließlich muss er damit rechnen, erneut nassgemacht zu werden. Wenn, ja wenn sein SV Babelsberg 03 gegen Abstiegskandidat Fortuna Düsseldorf zumindest einen Punkt holt. Dann feiern die Potsdamer mit ihren Fans danach nicht nur eine tolle Saison, sondern zugleich mit einer "Spaß- und Fußball-Show" (Kaminski) den Aufstieg in die 2. Liga - wer hätte das zu Saisonbeginn zu wagen gehofft?

Einer schon: Kaminski. Er bot damals der neu zusammengeholten Mannschaft statt einer Nichtabstiegs- eine Aufstiegsprämie an. "Hätte ich es nicht getan, würde ich jetzt möglicherweise viel Geld sparen", sagt er. Wohl wissend, dass Babelsberg 03 heute an einem Scheideweg steht. Verpasst der SVB in letzter Minute doch noch den Sprung in den bezahlten Fußball, werden im Karl-Liebknecht-Stadion zwar nicht die Lichter ausgehen, doch der Saisonetat schrumpft - schon in diesem Jahr mit 4,2 Millionen DM zu den Regionalliga-Kellerkindern gehörend - auf knapp 3,5 Millionen DM. Gelingt der Aufstieg, soll schon im September am Babelsberg das Flutlicht angehen, fließen dank der Fernsehgelder rund 9 Millionen Mark in die SVB-Schatulle. "Wir wollen dann wirtschaftlich gesunden und nebenbei das Abenteuer zweite Liga erleben", so Kaminski.

"Auch nach einem Aufstieg würden wir unser Image als Babelszwerge pflegen", sagt der Präsident. Soll heißen: Auch mit viel Geld verzichtet Babelsberg auf den Kauf teurer Stars, sondern setzt auf junge, hungrige Spieler, die beim Erfolgs-Trainerduo Hermann Andrejew/Ingo Nachtigall noch etwas lernen wollen und können. Die Entwicklungsmöglichkeiten im Karl-Liebknecht-Stadion verkörpert wohl am deutlichsten Stürmer Marco Küntzel, der vor zweieinhalb Jahren als Nobody vom 1. FC Union Berlin kam und heute für den Verein sein letztes Spiel vor dem Wechsel zu Erstliga-Aufsteiger Borussia Mönchengladbach macht.

Der Präsident hat derweil auch die Fans, die den in Affären verwickelten früheren Potsdamer Baustadtrat vor wenigen Jahren noch beschimpften, auf seine Seite gezogen. "Hey Präsi", sprechen sie ihn an, während er ins Schwärmen gerät, wenn er davon spricht, "dass sich hier in letzter Zeit eine fantastische Fankultur entwickelt hat".

Zum letzten Saisonspiel wird gar ein ausverkauftes Stadion erwartet. Letztmals waren die 14 700 Plätze besetzt, als die DDR-Nationalmannschaft am 29. Oktober 1977 dort ein WM-Qualifikationsspiel gegen Malta mit 9:0 gewann. Die Aufstiegs-Euphorie ist überall in Potsdam zu spüren, rund ums Stadion dürfte heute mit dem Auto kein Durchkommen mehr sein, weshalb der Verein die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln empfiehlt. Zumal im Aufstiegsfall jede Menge Freibier angekündigt ist.

Die Sitzplatzkarten waren bereits gestern restlos ausverkauft. Kaminski wird dies allerdings nicht stören. Sein Stehplatz befindet sich traditionell direkt hinter Babelsbergs Trainerbank. Dort wird er auch heute ab 14 Uhr mit den Babeslbergern gegen Düsseldorf mitfiebern. In seinem alten Sakko.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false