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Sport: Sven Ottke verteidigt heute seinen WM-Titel gegen Thomas Tate

Ja, du liebe Güte, was ist denn das für eine Botschaft? "Danke, Sven Ottke!

Ja, du liebe Güte, was ist denn das für eine Botschaft? "Danke, Sven Ottke! Für die günstige Gelegenheit, Weltmeister zu werden." So redet Thomas Tate, so redet er wirklich. Vor einem WM-Kampf im Profi-Boxen! Da markieren die echten Kerle, jedenfalls die, die sich dafür halten und von den Fans dafür gehalten werden, normalerweise den wilden Mann. Da starren sie sich im Zentimeter-Abstand so hasserfüllt in die Augen, dass Sicherheitsleute unruhig mit den Füssen scharren, da ist von Mord und Totschlag die Rede, von Hass und Kaputtmachen und Knochenbrechen und all dem Schmus, der zu einer richtigen Show gehört. Schwergewichtler sind so, alle, fast alle, außer Axel Schulz natürlich. Und dann kommt so einer wie Tate. Kurz vor dem Kampf wird der noch in die Kabine von Sven Ottke gehen und dem einen Blumenstrauß überreichen.

Tate ist halt kein Schwergewichtler. Nur eine Figur im Super-Mittelgewicht. Und Sven Ottke ist ja eigentlich auch kein Lautsprecher. Eher einer, der zurückhaltend redet, manchmal sogar kultiviert. Es wird heute also kein großes Brimborium geben in der Magdeburger Bördelandhalle, beim Berufsboxen (live in RTL, ab 22 Uhr). Aber vermutlich einen ganz interessanten Kampf. Denn Ottke ist Titelverteidiger, IBF-Weltmeister, und Thomas Tate aus Houston/Texas, Pflichtherausforderer. Also keines dieser bestellten Weicheier, die bei freiwilligen Titelverteidigungen ihren Kopf hinhalten dürfen, um rechtzeitig umzufallen. Thomas Tate, 33, hatte auch schon mal schlechte Auftritte, aber er ist physisch stark und hat in 41 Kämpfen 36 mal gewonnen. Er ist ein anderes Kaliber als Charles Brewer, den Ottke 1998 in Düsseldorf durchaus eindrucksvoll besiegt hat. Ottkes Trainer Ulli Wegner warnt schon mal: "Tate ist viel robuster als Brewer. Er wird keinen Hänger haben."

Ottke hat in seinen 15 Profikämpfen bisher noch nie verloren, und der Kampf gegen Tate ist seine dritte Titelverteidigung. Für die kassiert er rund 300 000 Mark, so viel wie noch nie zuvor. Jean-Marcel Nartz, der Matchmaker von Promoter Wilfried Sauerland, rechnet offiziell lediglich "mit einem hauchdünnen Punktsieg für Ottke". Natürlich rechnet er mit mehr, aber das kann er nicht sagen, weil er die Sache spannend halten will. Doch auf jeden Fall stuft man im Sauerland-Lager Tate als durchaus harten Gegner ein. Der verkündet, "dass ich Sven Ottke ständig verwirren und völlig durcheinander bringen werde". Das hört sich für die rauhen Fans ein bisschen nach Klein-Mädchen-Gerede an, aber so wie er spricht, wird er nicht boxen. Er wird Ottke vermutlich hart bedrängen, und den Zuschauern wird das gefallen. Sie setzen Ottke jedenfalls unter Druck, sie und die ganzen anderen Fans, die sich noch fürs Profiboxen interessieren. Ottke spürt diesen Druck, ganz stark sogar. "Wenn ich den Titel einmal verloren habe", sagt er, "dann bin ich für die Öffentlichkeit ein Hanswurst."

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