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Sport: Szabo und Kipketer fühlen mit ausgeschiedenen Jackpot-Anwärtern Jones und Barmasai

Beim Geld hört die Freundschaft nicht auf. Jedenfalls nicht bei den Leichtathletik-Weltmeistern Wilson Kipketer (Dänemark) und Gabriela Szabo (Rumänien).

Beim Geld hört die Freundschaft nicht auf. Jedenfalls nicht bei den Leichtathletik-Weltmeistern Wilson Kipketer (Dänemark) und Gabriela Szabo (Rumänien). Den Jackpot aus einer Million Dollar vor Augen, zeigt das namhafte Duo Anteilnahme für die kampflos ausgeschiedenen Hindernis-Weltrekordler Bernard Barmasai (Kenia) und Sprinterin Marion Jones (USA). "Ich bin nicht glücklich darüber, dass sich der Jackpot auf Szabo und mich reduziert hat", erklärte Kipketer vor der vorletzten Station in Brüssel (Das Meeting war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet). Er bedauerte die Verletzung von Marion Jones und den Ausschluss aus dem Jackpot durch den Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) für seinen ehemaligen Landsmann Barmasai. Gabriela Szabo lässt ebenfalls Mitgefühl erkennen: "Auch wenn sich mein Anteil dadurch erhöhen könnte, dass Marion Jones ihre Saison beenden musste, ist das kein Grund, in die Luft zu springen."

Kipketer räumte ein, dass es bei einem Rennen keine Absprachen geben dürfe. "Eine Gelbe Karte wäre genug gewesen", meinte er und zeigte Solidarität mit Barmasai und fügt hinzu: "Aber ich denke, die IAAF wollte ein Zeichen setzten." Das IAAF-Council sah es als erwiesen an, dass der 25-jährige Barmasai bei seinem Sieg in Zürich eine Absprache mit seinem Landsmann Christopher Koskei getroffen hatte, ihn gewinnen zu lassen, damit er sich die Chance auf die Millionen-Prämie erhalten könne.

Barmasai, in Sevilla nur WM-Fünfter, bezeichnete es als "unfair", dass er auf diese Art und Weise um seinen möglichen Jackpot-Anteil gebracht wurde. Er denke immer noch, nichts Verbotenes getan zu haben. "Die IAAF hätte mir eine Verwarnung geben können", sagte er. Mit Siegen in Brüssel und Berlin will der Kenianer nun zeigen, dass er der beste Hindernisläufer ist. "Wenn ich mein Ziel erreiche, könnte ich vor ein Gericht gehen, um wieder im Jackpot-Rennen eingesetzt zu werden", meinte er.

Als "zu hart und überreagiert", empfindet die Bestrafung auch Rudi Thiel, Meeting-Direktor des Internationalen Stadionfestes (Istaf), das am Dienstag im Berliner Olympiastadion Finalstation ist. Selbst DLV-Präsident Helmut Digel, der zum Dreiergremium gehörte, das sich mit diesem Fall befasste, sprach von einer "juristisch diffizilen Entscheidung". Eine Sperre konnte gegen Barmasai nicht ausgesprochen werden, weil es für diesen Fall keine Regeln gibt.

Für 400-m-Weltrekordler Michael Johnson (USA), der in Brüssel 200 m läuft, gehören Verletzungen zum Sport und können jeden treffen. Er selbst war verletzungsbedingt nur über die Wildcard des Titelverteidigers nach Sevilla gekommen und löste dort mit nunmehr neun Siegen seinen Landsmann Carl Lewis (8) als erfolgreichsten WM-Teilnehmer ab. "Es war richtig, dass sich Marion Jones so hohe Ziele gesetzt hat", verteidigte er seine Landsfrau noch in Sevilla. Jones wollte mit vier Goldmedaillen einen WM-Rekord aufstellen. In Sydney 2000 möchte sie fünf Mal Gold.

Rudi Thiel gehört zum Kreis derer, die die unzureichenden Weitsprung-Fertigkeiten der 23-Jährigen als Hauptgrund für die Verletzung ansehen. "Sie muss sich das mit dem Weitsprung gründlich überlegen. Entweder sie lässt es, oder sie muss sich technisch verbessern. Ansonsten ist das Risiko zu groß für sie", glaubt der langjährige Meeting-Chef.

Peter Juny

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