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Täglicher Anruf im Dorf: "Ich werde am Sonntag spielen"

Fünf Fragen an Hockey-Nationalspieler Tibor Weißenborn: heute über die Chancen aufs Halbfinale.

Hallo Herr Weißenborn. Sind Sie sehr traurig, dass Sie am Sonntag im so wichtigen Spiel gegen Spanien (hier geht es zum Live-Ticker) nicht dabei sein können?

Wer behauptet denn so etwas? Natürlich werde ich spielen. Gegen Südkorea habe ich zwar meine zweite Gelbe Karte im Turnier gesehen, aber das allein bedeutet noch nichts.

In verschiedenen Meldungen hieß es, dass die zweite Gelbe Karte eine Sperre nach sich zieht. Es wäre ja auch zu dramatisch gewesen, wenn Sie nicht gegen das Ausscheiden Ihrer Mannschaft hätten ankämpfen können - schließlich beenden Sie nach Peking Ihre Karriere.

Ja, nach zehn Jahren in der Nationalmannschaft ist für mich auf jeden Fall Schluss. Außer der Goldmedaille bei Olympia habe ich auf internationalem Level alles gewonnen. Vor etwa einem halben Jahr habe ich dann gemerkt, dass ich mich nicht mehr genügend motivieren kann. Es fiel mir schwer, schon im Januar jeden Morgen um halb sieben Uhr laufen zu gehen, dann die Uni zu besuchen und am Abend auf dem Trainingsplatz zu stehen; und das alles für ein Highlight, ein nicht mal dreiwöchiges Turnier im Sommer. Das erfordert viel Disziplin. Es laufen meine dritten und letzten Olympischen Spiele. Hockey werde ich bei Rot-Weiss Köln ja weiterhin spielen.

Was muss Ihre Mannschaft, der amtierende Weltmeister, denn verändern, damit Sie zum Abschluss Ihrer Karriere doch noch zu einer Goldmedaille kommen?

Gegen Südkorea haben wir eigentlich gar nicht so viel falsch gemacht. Wir haben druckvoll gespielt, aber unsere Torchancen nicht genutzt. Vielleicht war unser Stil etwas zu kämpferisch. Unsere Ausgangslage ist jetzt nicht gerade günstig: Als Tabellendritter müssen wir Spanien am Sonntag und Neuseeland am Dienstag schlagen, um erst einmal sicher ins Halbfinale einzuziehen.

Nach dem 3:3 gegen Südkorea sah die Mannschaft sehr niedergeschlagen aus.

Natürlich war die Stimmung nicht gut. Vor allem, weil wir eigentlich vieles richtig gemacht hatten, der Ertrag aber ausgeblieben ist. Wir haben probiert, so schnell wie möglich mit dem Unentschieden abzuschließen. Nach dem Spiel haben wir gemeinsam gegessen, in der Mensa des olympischen Dorfes. Danach haben die meisten auf ihren Laptops einen Film gesehen oder gelesen. Das hatte therapeutische Wirkung.

Und Sie?

Ich habe mir „Shooter" angesehen, das ist ein Actionfilm. Für mich muss es leichte Kost sein, um abschalten zu können - ich bin bei dem Film eingeschlafen.

Das Gespräch führte Ingo Schmidt-Tychsen

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