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Sport: Tag der Trommler

Wie die Volleyballer des VV Leipzig mit einem Spiel ihr Finanzproblem lösten

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin – Auch ein lokaler Radiosender konnte den Rekord nicht stoppen. Der teilte seinen Hörern am 5. Dezember, einem Sonntag, mit, das Volleyball-Bundesligaspiel gegen VfB Friedrichshafen fände am gleichen Tag um 15.30 Uhr statt. Beginn war in Wirklichkeit um 14 Uhr. Vielleicht hat die Fehlinformation den VV Leipzig ein paar Zuschauer gekostet. Frank Thiele, Manager des Klubs, hatte dennoch viele Leute um sich: 7421 Zuschauer waren in die Arena Leipzig gekommen – Rekord für die Bundesliga. Selbst die 1:3-Niederlage des VVL gegen Friedrichshafen änderte nichts an der tollen Atmosphäre in der Halle.

7421 Zuschauer beim Volleyball – das war sensationell. Zum Vergleich: Ein Bundesligaspiel zwischen dem TSV Unterhaching und ASV Dachau, ein Lokalderby, lockte gerade mal knapp 100 Zuschauer an. Da stellt sich die Frage: Was wäre in Leipzig erst los, wenn die Mannschaft ernsthaft um die Meisterschaft mitspielen würde? Oder gar in der Champions League? Aktuell steht der VV Leipzig auf Tabellenplatz fünf, weit entfernt von den die Liga dominierenden SC Charlottenburg und VfB Friedrichshafen. Doch großen Plänen erteilt Thiele eine Absage: „Wir sind am Anfang, wir müssen erst ein vernünftiges Umfeld haben.“

Das Spiel gegen Friedrichshafen hat die Finanzsorgen des Klubs auf einen Schlag gelöst. Spontan erklärten sich nach der Partie drei Firmen bereit, beim VVL als Sponsoren einzusteigen. Das brachte 85 000 Euro. „Damit ist unser Saisonetat abgesichert“, sagt Thiele. Für höhere Ziele mangelt es beim VV Leipzig an nötigen Strukturen. Nur dreieinhalb Festangestellte, Trainer Zoran Nikolic und Manager Thiele eingeschlossen, kümmern sich um den Ligabetrieb. Der Auf- und Abbau der Volleyball-Utensilien in der Halle wird von Fans erledigt, die dafür VIP-Karten bekommen.

Das hohe Zuschaueraufkommen gegen Friedrichshafen ist nicht beliebig wiederholbar. Thiele hat in zäher Kleinarbeit das Spiel zum Event gemacht. Das Deutsche Sport-Fernsehen startete mit der Übertragung dieses Spiels eine Sendereihe namens „Volleyball kompakt“. Der VV Leipzig hatte deshalb massiv um Fans geworben: an Schulen, an der Universität, in kleinen und großen Firmen, bei anderen Volleyballern trommelte der Verein für das Match. Auch die Spieler halfen mit. Christoph Helbig verkaufte in seinem Freundeskreis allein 120 Karten. Vielleicht aus Eigennutz. Thiele: „Als der Christoph gegen Friedrichshafen im zweiten Satz acht Punkte für uns gemacht hat, da hätten sie mal hören sollen, was seine Leute da für einen Lärm gemacht haben.“

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