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Sport: Tage der Angst

Thorben Marx will Hertha im Abstiegskampf helfen – doch sein Trainer rechnet nicht mit ihm

Berlin. Er sprintet am Rande des Trainingsplatzes rauf und runter, runter und rauf. Dass sein Trainer dennoch kaum ein Auge für ihn hat, nimmt er einfach hin. Schließlichweiß Thorben Marx, was Hans Meyer schon des Öfteren gesagt hat: „Mit Thorben rechne ich in dieser Saison nicht mehr.“

Für einen, der sich monatelang Tag für Tag fünf Stunden in der Rehaklinik geschunden hat, ist die Lage höchst entmutigend. Doch Thorben Marx sieht das Positive: „Der Trainer will mich wohl nicht zu sehr unter Druck setzen.“ Vielleicht ist es so, vielleicht will Marx aber auch seine Enttäuschung über des Trainers Äußerung nicht kundtun.

Der Coach der Bundesliga-Fußballer von Hertha BSC hat in seiner 32-jährigen Trainer-Laufbahn reichlich Erfahrung mit Kreuzbandrissen gemacht. „Früher bedeutete ein Kreuzbandriss oft das Ende der Karriere“, sagt Meyer. Thorben Marx solle sich ja nicht zu früh wieder voll belasten. „Das könnte fatal werden.“ Es klingt nach Fürsorge.

Nun hat auch Marx seine Erfahrung mit einer der schlimmsten Sportverletzungen gemacht. 1998 erlitt er schon einmal einen Kreuzbandriss, damals im rechten Knie. Acht Monate dauerte es, ehe sich Marx wieder voll belasten konnte. Im September vorigen Jahres erwischte es ihn wieder, diesmal im linken Knie. Erst im darauf folgenden Monat wurde er operiert.

Jetzt schöpft Thorben Marx, der zuerst bei Hertha Zehlendorf kickte, 1998 bei Hertha Mitglied wurde und seit April 2001 bei den Profis mitspielt, wieder Hoffnung. Seit drei Wochen tritt der Mittelfeldspieler gegen den Ball, schießt auch schon scharf aufs Tor. „Dabei habe ich überhaupt keine Probleme. Ich habe Vertrauen in mein Knie“, berichtet er. In der nächsten Woche trainiert er wieder mit der Mannschaft. Und da könnte es kritisch werden, weiß er. „Ich muss dann die Angst vor Zweikämpfen überwinden.“ Von Angst spricht er also, wohl aus Erfahrung. „Im Hinterkopf ist sie immer da. Das war auch bei meinem ersten Kreuzbandriss so.“

Dennoch, das Ziel des angeschlagenen Profis ist klar: „Ich will Hertha noch im Abstiegskampf helfen.“ Zeit hätte er dafür noch bis zum 22. Mai. Wie er wieder Anschluss findet, darüber hat er sich auch schon Gedanken gemacht. „Ich werde erst bei den Amateuren spielen. Da kann ich dann auch die Angst abbauen“, sagt Marx.

Wenn es dann doch nicht klappen sollte, nähme es Thorben Marx auch nicht so tragisch. Schließlich ist er erst 22. Und im Sommer vorigen Jahres hat er seinen bis 2004 laufenden Vertrag um weitere zwei Jahre verlängert. Es darf nur nichts dazwischenkommen. Aber Trainer Meyer wird schon dafür sorgen, dass Marx nicht zu früh anfängt. Vielleicht ist Meyer, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft, beim Comeback von Marx gar nicht mehr in Berlin.

Klaus Rocca

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