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Jupp Heynckes nimmt Arbeit beim FC Bayern auf

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Tagesspiegel-Ticker: Zum Nachlesen: Die Pressekonferenz mit Jupp Heynckes

Der FC Bayern hat einen alten Bekannten als neuen Trainer vorgestellt: Jupp Heynckes springt für Jürgen Klinsmann ein. Hier können Sie nachlesen, wie die Pressekonferenz mit Heynckes und Assistent Hermann Gerland verlief.

Die ersten Amtshandlungen des neuen Bayern-Trainers Jupp Heynckes: kleine Besichtigung des von seinem Vorgänger Klinsmann umgestalteten Trainingsgeländes, ein Gruß an die Öffentlichkeit in der Pressekonferenz , am Nachmittag dann das erste Training.

13.03 Uhr. Die Rettungscrew des FC Bayern ist da, Jupp Heynckes und sein Assistent Hermann Gerland. Vielleicht sagt die Kleiderordnung ja auch etwas über die Arbeitsteilung aus: Heynckes hat ein feines Sakko an, Gerland ein sportliches Polohemd.

13.04 Uhr. Beim familiären FC Bayern bekommt jeder von Manager Uli Hoeneß seinen Titel. Heynckes ist für Hoeneß ein "alter Kumpel", Gerland ein "alter Kämpe".

13.05 Uhr. Hoeneß spürt Aufbruchstimmung und will nur noch über die Zukunft reden. Die Zukunft dauert genau fünf Spiele, so lange übernimmt Heynckes die Mannschaft. Und die Zukunft ist 63 Jahre alt.

13.06 Uhr. Nun ist der neue alte Bayern-Trainer dran, von 1987 bis 1991 hatte er schon einmal Regie geführt. "Am Wochenende war ich zufällig in München", erzählt er. Vor sechs Wochen hätten sie ein Pärchenwochenende geplant, die Ehepaare Heynckes und Hoeneß hatten sich verabredet. Nach dem Rückflug aus München habe er eine SMS bekommen, Karl-Heinz Rummenigge bat um Rückruf. Das Angebot kam, Heynckes besprach sich mit seiner Frau. So nahm alles seinen Lauf. Heynckes ist dem Klub immer noch dankbar, der FC Bayern war sein Sprungwelt in den Weltfußball. "Das war wichtig für meine internationale Laufbahn als Trainer", sagt er und der FC Bayern gehöre auch zu seinen drei Lieblingsklubs: Gladbach, Bilbao, Bayern. Und gerade auf Gladbach trifft Heynckes auch in seinem ersten Spiel als neuer Bayern-Interimstrainer.

 13.09 Uhr. Was ist das? Heynckes spricht von der direkten "Qualifikation für die Champions League", nicht von der Meisterschaft. Ist das intern so abgesprochen, oder ist Heynckes' erste Amtshandlung tatsächlich, dem FC Bayern Bescheidenheit beizubringen?

13.10 Uhr. Das Aufgabenprofil des Interimstrainers ähnelt dem eines Psychologen, denn zuletzt hat Heynckes eine Münchner Mannschaft gesehen, die ihm "apathisch und paralysiert" vorkam.

13.12 Uhr. Auf die Spieler kommt wohl nichts zu, was sie nicht schon kennen. Er werde Einzelgespräche führen, Leidenschaft und Spaß wecken, all das formuliert Heynckes jedoch in dem akademischen Tonfall eines Fußballlehrers. Der sachliche Jupp Heynckes hat dafür den idealen Partner, denn Gerland lockert erst einmal die Runde auf: "Ich musste meine Frau nicht vorher fragen. Ich müsste sie wohl nur fragen, wenn ich den FC Bayern verlassen wollte. Aber da würde sie wohl kein OK geben."

13.15 Uhr. Fünf Spiele wird der Freundschaftsdienst von Heynckes dauern, länger nicht.  Vielleicht lässt auch seine Kraft erst einmal nicht mehr zu. Vier Operationen habe er in den letzten Jahren über sich ergehen lassen, erzählt er.

13.19 Uhr. Die erste Personalentscheidung steht an: Wer steht im Tor? Doch um eine Festlegung kommt Heynckes herum. Rensing sei verletzt, er könne sowieso nicht spielen. Mark van Bommel bleibe Kapitän. "Ich kenne ihn aus Barcelona und schätze ihn", sagt Heynckes.

13.22 Uhr. Die Retro-Bayern kommen. Es wird konservativ zugehen bis zum Ende der Saison. Gerland will Heynckes keine jungen Spieler aus der zweiten Mannschaft aufdrücken. Erfahrung, Erfahrung, Erfahrung, das ist das neue Credo, sowohl bei den Trainern, als auch bei den Spielern.

13.25 Uhr. Und noch ein Rückgriff auf alte Zeiten. Wenn der alte Bayern-Präsident Scherer nicht Jürgen Kohler zu Juventus Turin verkauft hätte, melancholiert Heynckes, dann wäre er damals länger Trainer der Bayern geblieben. Dann hätte die Bundesliga aber nicht die vielleicht rührseligste Trainerentlassung ihrer Geschichte erlebt. Denn wie hatte schon Hoeneß am Tag zuvor erzählt. "Wir lagen uns in den Armen und haben geheult wie die Schlosshunde."

13.28 Uhr. Hoeneß bringt noch einen alten Bekannten ins Spiel, Sören Lerby. Mit ihm hätten sie bis nachts um halb drei nach dem Schalke Spiel die Lage analysiert, Lerby also eine Art Senior-Consultant der Bayern AG.

13.30 Uhr. Für den FC Bayern hat Heynckes seinen Vorruhestand unterbrochen, und sein endgültiger Ruhestand könnte schon im Sommer anbrechen. "Manche trainieren auch noch bis 70 Jahren. Ich denke aber, dass man das Leben irgendwann genießen sollte", sagt Heynckes. Damit soll er jedoch noch fünf Spiele warten, ermahnt ihn Bayern-Sprecher Markus Hörwick zum Abschluss der Pressekonferenz. Jetzt geht es für Heynckes los, als Psychoblockadenlöser und Enthemmer des FC Bayern München.

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