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Der überragende Spielmacher Andrea Pirlo sorgt mit seinen Pässen für das Tempo im Spiel der italienischen Nationalmannschaft

© dpa

Taktikschule: Fünferkette gegen tiefe Abwehr

Mit England und Italien treffen im letzten Viertelfinale der Europameisterschaft zwei große Nationen aufeinander. Taktikexperte Matthias Klappenbach erklärt, wie die beiden Mannschaften das Spiel angehen werden.

Es ist keine Europameisterschaft der spektakulären Neuerungen. Taktische Trends sind vielleicht das Erzwingen von Schüssen des Gegners aus einer nicht optimalen Position oder das Trockenlegen des gegnerischen Gegenpressings nach dessen Ballverlust durch verlangsamten Spielaufbau in den eigenen Abwehrreihen. Da ist es schon auffällig, wenn Italien wie in den ersten beiden Gruppenspielen mit einer zwar in der nationalen Liga von mehreren Klubs praktizierten, aber international unüblichen Dreierkette spielt. Der zentrale Abwehrmann Daniele De Rossi hat dabei nichts gemein mit dem ausgestorbenen Libero, er steht mit den Innenverteidigern auch dann auf einer Linie und nicht als die Abseits aufhebende Absicherung hinter ihnen, wenn sich bei Ballbesitz des Gegners die Außenspieler zurückfallen lassen und aus der Dreier- eine Fünferkette wird. Gegen Irland spielten die Italiener mit vier Verteidigern auf einer Linie, um die ganze Breite des Platzes abzudecken, überzeugten jedoch nicht. Ob sie gegen England wieder zur anfänglichen Taktik zurückkehren, ist noch offen, es bietet sich für die italienische Mannschaft aber durchaus wieder an. Die Briten stehen erst einmal sehr tief und sicher, ihre Verteidiger rücken auf den Außenbahnen nicht ständig mit auf. Wenn die Engländer einen ihrer für gewöhnlich nicht besonders kreativen Angriffe starten, dann geht das meist durch die Mitte. Schon gegen Spanien haben die Italiener gezeigt, dass sie es verstehen, mit einem Fünfer-Mittelfeld das Zentrum abzuriegeln, sie können das System auch problemlos während des Spiels wechseln. Schwierigkeiten haben die Italiener aber, wenn sie selbst das Spiel machen müssen, außer dem überragenden Andrea Pirlo haben sie keinen Spieler in ihrer Mannschaft, der mit Pässen das oft fehlende Tempo erhöhen kann. Einen Geschwindigkeitsrekord wird dieses Viertelfinale zwischen Italien und England daher wahrscheinlich auch nicht aufstellen.

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