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Sport: Tarifvertrag für Millionäre

Wie die Profi-Gewerkschaft das Transfer-Problem lösen will

Berlin. Wenn Gordon Taylor den Beruf eines Profi-Fußballspielers beschreiben will, vergleicht er ihn – mit einer Meeresschildkröte. „Eine Meeresschildkröte legt sehr viele Eier“, sagt der Chef der internationalen Fußballergewerkschaft Fifpro, „aber nur ganz wenige schaffen es nach dem Schlüpfen zurück ins Meer.“ Genauso verhalte es sich bei Profifußballern. Es gebe viele, die diesen Beruf ergreifen wollen, aber nur ganz wenige, die es tatsächlich schaffen.

Wahrscheinlich möchte der Mann von der Fußballergewerkschaft ausdrücken, dass es sich bei der Spezies Profifußballer um eine besonders schützenswerte Art handelt. Und wahrlich, stehen die Herren Fußballer in diesen Tagen nicht vor einer besonderen Bedrohung? Ob in Deutschland, Italien oder Spanien, überall haben die Profivereine Schulden angehäuft. Nicht selten geben die Vereine den Spielern die Schuld an der Finanzmisere, möchten ihnen das Gehalt kürzen oder sie gar rauswerfen. Das ist der Moment, in dem sich die Spielergewerkschaft meldet. „Wir können uns nicht in die Ecke stellen und uns vorwerfen lassen, dass wir die Schuldigen sind“, sagt Gordon Taylor. „Die Leute, die die Probleme durch schlechtes Management verursacht haben, suchen jetzt die Schuld bei den Spielern.“ Taylor forderte Konsequenzen für Klubs, die misswirtschaften. „Vereine, die noch Spieler bezahlen müssen, sollten keine neuen Verträge mit Spielern abschließen dürfen.“ Auch solle man verschuldete Klubs ausschließen dürfen.

Gegenwärtig sucht die Fußballergewerkschaft auf ihrer Generalversammlung in Berlin nach Lösungen für die Finanzkrise im Fußball. Einer Gehaltsobergrenze, wie es sie in Form eines Salary Caps in den USA gibt, findet nicht die Zustimmung der Spielergewerkschaft. „Da machen wir nicht mit“, sagte Gordon Taylor. Dafür plädieren die Spielervertreter für die Einführung von Tarifverträgen. „Das ist die einzige Möglichkeit, um die Probleme des Transfersystems zu lösen“, sagte Fifpro-Generalsekretär Theo van Seggelen. Tarifverträge bieten Vereinen und Spielern wirtschaftliche Planungssicherheit. Im März soll es einen Runden Tisch in Brüssel zu diesem Thema geben.

Auch für die Bundesliga seien Tarifverträge ähnlich wie im öffentlichen Dienst denkbar. Natürlich mit anderen Summen. „Wir könnten das ganz kurzfristig einführen“, sagte Florian Grothe, der Präsident der Vereinigung der Vertragsfußballer in Deutschland. Allerdings müsse die Deutsche Fußball-Liga ihre Struktur ändern. Eines ist van Seggelen jedenfalls klar: „Wir müssen unsere Probleme gemeinsam lösen.“

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