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Sport: Tausch auf Holländisch

Joris Mathijsen, der neue Verteidiger des HSV, soll schon am Sonntag gegen Hertha BSC auflaufen

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Roger Linse kann über Mangel an Kundschaft nicht klagen. Erst hat der 36-jährige Niederländer in seinem Beruf als Spielervermittler mit Bayern München und Real Madrid um seinen Klienten Ruud van Nistelrooy gepokert. Der Torjäger landete schließlich in Madrid. Für Linse eine gute Gelegenheit, gleich den nächsten Fußballprofi gewinnbringend an den Mann zu bringen. Bundesligist Hamburger SV verpflichtete gestern den von Linse vertretenen Abwehrspieler Joris Mathijsen. Der 26-Jährige vom AZ Alkmaar erhält einen Vierjahresvertrag. Gestern Vormittag trainierte er erstmals mit seinen neuen Mannschaftskameraden. Schon am Sonntag im Bundesliga-Spiel gegen Hertha BSC soll Mathijsen sein Debüt im HSV-Trikot geben. „Ich bin hundert Prozent fit. Ich bin bereit für unseren ersten gemeinsamen Sieg“, sagte Mathijsen bei seiner Vorstellung gestern Nachmittag.

Als „verlässlich, robust in den Zweikämpfen und sicher im Passspiel“ schildert Trainer Thomas Doll den Neuen. Der holländische Nationalspieler wird den an den FC Chelsea abgegebenen Khalid Boulahrouz in der Innenverteidigung ersetzen. Boulahrouz ist ebenfalls Klient von Roger Linse, ansonsten gibt es zwischen den beiden Spielern aber feine Unterschiede – zum Beispiel bei der Wertigkeit. Boulahrouz wurde für 13 Millionen Euro an Chelsea verkauft, Mathijsen kostet sechs Millionen Ablöse. Was nichts über die Qualitäten der Spieler aussagt. Marco van Basten, Trainer der niederländischen Nationalelf, hat zuletzt bei der WM beide in etwa gleichrangig behandelt: Mathijsen kam in den vier WM-Spielen insgesamt 232 Spielminuten zum Einsatz, Boulahrouz 229 Minuten.

Möglicherweise hätte Mathijsen schon im Sommer 2005 das Trikot gewechselt. Längst waren zu der Zeit andere europäische Klubs an ihm interessiert. Doch dann kam der 15. April 2005, das Viertelfinale im Uefa-Cup: Alkmaar spielte gegen den FC Villarreal. In der 17. Minute prallte Mathijsen mit dem Spanier Jose Mari zusammen. Als Folge trug der Niederländer eine schwere Knieverletzung davon, ein halbes Jahr musste er pausieren. Kaum genesen holte ihn van Basten schon wieder zur Nationalelf. Dass der HSV zwei Tage vor der Verpflichtung durch ein 1:1 bei CA Osasuna die Qualifikation für die Champions League geschafft hatte, soll auf Mathijsens Entscheidung keinen Einfluss gehabt haben. „Er wäre auch gekommen, wenn wir uns nicht qualifiziert hätten. Wir waren schon länger in Kontakt“, sagt Jörn Wolf, Pressesprecher des HSV.

Aus seinen aktuellen Transfers hat der HSV beträchtliche Überschüsse erzielt. Beim Tausch von van Buyten gegen Kompany machte der Klub rund zwei Millionen Euro plus, beim Tausch von Boulahrouz gegen Mathijsen rund sieben Millionen. Dazu kommen die acht Millionen, die der HSV als Garantiesumme für die Champions League sicher hat. Macht zusammen 17 Millionen Euro. Auf diesem Geld bleibt der HSV nicht lange sitzen. Denn auch für die linke Seite wird noch ein Neuer gesucht.

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