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Flaggentag. Christina Schwanitz hat eine lange Leidenszeit hinter sich. Umso mehr kann sich die Chemnitzerin jetzt über ihren Erfolg freuen. Foto: dpa

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Sport: Tausche Altschrott gegen Edelmetall

Christina Schwanitz gewinnt Silber, weil sie gut mit Druck umgeht und keine Schrauben mehr im Fuß hat.

Moskau - Schrott weg, Silber geholt! „Mir sind fünf Millionen Kilogramm Steine vom Herzen gefallen“, beschrieb Christiane Schwanitz den Augenblick, als die Kugel bei 20,41 Metern aufschlug, ihr WM-Silbermedaillengewinn in Moskau perfekt und eine Leidensgesichte zu Ende war. „Es ging gigantisch schnell. Ich habe die Kugel richtig getroffen. Der Winkel war richtig. Die Weite war noch richtiger“, sagte die 27-jährige Chemnitzerin lachend nach ihrem letzten Versuch.

Zum Lachen war ihr lange nicht zumute. 2005 waren beide Füße operiert worden, um Fehlstellungen der großen Zehen zu korrigieren. Die Eingriffe missglückten, vier weitere Operationen und entsetzliche Schmerzen folgten, bis im November 2012 endlich die Schrauben aus den Füßen entfernt werden konnten. „Seit der Altschrott raus ist, kann ich wieder schmerzfrei barfuß laufen und auf Leitern klettern.“ Viel wichtiger: Seitdem haben ihre Stöße eine weitaus größere Wucht, was sie im Frühjahr in Göteborg mit dem Sieg bei der Hallen-EM bewies.

Auch im Freien trumpfte die Sportsoldatin auf, stieß vor der WM erstmals zweimal über 20 Meter und steigerte ihre Bestweite in Moskau noch einmal um 21 Zentimeter. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London war sie Zehnte mit 18,47 Meter geworden – 1,94 Meter weniger als bei der WM. „Ich habe mich stückchenweise gesteigert“, antwortete Schwanitz auf die Frage, ob dies allein mit Training und guter Ernährung möglich sei. „Und die 21 Zentimeter bei der WM sind mit Adrenalin herausgekommen.“ Abgesehen von den Schmerzen im Fuß waren ihre immer wieder heftig schwankenden Leistungen auch eine Kopfsache. So hatte es 2011 bei der WM nur zum 13. Platz gereicht . Seit zwei Jahren arbeitet Schwanitz deshalb mit einer Psychologin zusammen.

„Es war das Beste, was ich hätte tun können“, sagte die starke wie sensible 103 Kilogramm schwere Athletin, die auf das traditionelle Bier am Tag vor dem Wettkampf trotzdem nicht verzichtete. Und was hat ihr die Psychologin als Rat mit in den WM-Ring gegeben? „Ich soll mich nicht so aufregen. Es ist ja bloß eine Weltmeisterschaft.“ Bis zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro will sie noch stärker werden. „Man braucht Ziele, die man nicht einfach erreichen kann“, sagt sie. Und das wäre? „Ich möchte nun 21 Meter stoßen. Denn damit kann man definitiv Gold gewinnen.“ Und die Neuseeländerin Valerie Adams schlagen, die mit 20,88 Meter ihren vierten WM-Titel holte. Nach Moskau will sie aber erstmal privat ein neues Kapitel aufschlagen und am 21. September ihren Freund heiraten. „Auf der Hochzeit werden die Glocken nun silberner klingen“, sagte Schwanitz. dpa

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