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Vancouver 2010 - Skispringen

© dpa

Teamwettbewerb: Deutsche Skispringer auf Platz zwei

UPDATE Im Mannschaftswettkampf gewinnen die deutschen Springer doch noch die erhoffte Medaille. Hinter den favorisierten Österreichern landen Michael Neumayer, Andreas Wank, Martin Schmitt und Michael Uhrmann auf dem Silberrang.

Als Erster fiel Martin Schmitt seinem Teamkollegen um den Hals und wollte ihn gar nicht mehr loslassen. In Salt Lake City hatte er seiner Mannschaft die Goldmedaille im Mannschaftsspringen beschert, acht Jahre später hat er mit einem schwachen Sprung auf 122 Meter den Erfolg einer ganzen Saison aufs Spiel gesetzt. Schmitt musste aufgrund wechselnder Winde lange warten, bis die Entscheidung fiel, ob er die Olympia-Medaille verbockt hatte oder nicht. „Das ist der Moment, den du als Sportler nicht erleben willst“, sagte er, „so nervös war ich noch nie in meiner Laufbahn.“ Irgendwann rutschte Michael Uhrmann durch die Spur, drückte sich ab – und landete bei 140 Metern. Schmitt jubelte.

Die deutschen Skispringer haben im Whistler Olympic Park im Mannschaftsspringen die ersehnte Silbermedaille gewonnen. „Es war der Tag, auf den wir seit dem ersten Trainingslager hingearbeitet haben“, sagte Uhrmann. Mit seinem zweiten Sprung sicherte er seinem Team Platz zwei hinter den überragenden Österreichern, die sich die vielleicht sicherste Goldmedaille bei diesen Olympischen Spielen abholten. Im letzten Sprung segelte Schlussspringer Gregor Schlierenzauer auf 146,5 Meter. Platz drei belegten die norwegischen Springer mit 5,5 Punkten Rückstand auf das deutsche Team. „Ich habe auf Bronze gehofft, dass es jetzt Silber geworden ist, ist eine Überraschung“, sagte Thomas Pfüller, Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes, „das ist Michael Uhrmann zu verdanken, er hat mit seinem letzten Sprung eine grandiose Leistung gebracht.“ Der 31 Jahre alte Polizeihauptmeister hatte trotz der Verzögerungen die Nerven behalten. „Ich habe mich nicht aus der Ruhe bringen lassen“, sagte Michael Uhrmann, „mir war klar, dass sie uns da vorne nicht mehr wegbekommen.“

Lange eine souveräne Vorstellung

Eigentlich boten die vier deutschen Springer lange eine souveräne Vorstellung. Der 22 Jahre alte Andreas Wank, der im letzten Moment für Pascal Bodmer ins Team gerutscht war, sprang mit 128,5 und 139 Meter die viert- und zweitbeste Weite in seiner Gruppe. „Er hat den notwendigen Abstand zu den anderen geschaffen“, sagte Pfüller. Die Entscheidung für Wank hat sich als die richtig erwiesen. „Bundestrainer Werner Schuster hat gutes Fingerspitzengefühl gehabt“, lobte ihn sein Vorgesetzter. Auch Michael Neumayer hatte mit Sprüngen auf 137 und 136,5 Metern die Nerven aller beruhigt. Bis Martin Schmitt sprang. „Ich habe im Moment gute Sprünge und dann immer wieder auch einen schlechten“, sagte der 31 Jahre alte Schmitt, „ich wollte nicht verwalten, sondern angreifen, bin aber am Schanzentisch verdreht rausgekommen.“

Die Silbermedaille in der Mannschaft spiegelt den Leistungsstand im deutschen Skispringen exakt wieder. Die Springer sind allesamt für vordere Platzierungen gut, für Spitzenergebnisse im Einzel aber genügt es nicht. „Für die Österreicher reicht es nicht“, sagt Pfüller, „wir sind im Neuaufbau und haben mit Pascal Bodmer und Andreas Wank zwei neue Leute eingebaut.“ Beide könnten das Rückgrat einer Mannschaft bilden, die 2014 in Sotschi antreten wird. In Whistler setzte der Bundestrainer noch einmal auf die drei älteren Athleten Neumayer, Schmitt und Uhrmann. „Es war schon beim Aufstehen klar, dass das unser Tag wird“, sagte Uhrmann.

Wie es mit den drei Routiniers weitergeht, ist noch unklar. Martin Schmitt will zumindest noch bis zur WM 2011 in Oslo weitermachen. „Es ist die Entscheidung von Schmitt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er 2014 noch dabei ist“, sagte Pfüller. Der 31 Jahre alteUhrmann will im Frühjahr entscheiden, ob er weitermachen wird. „Wenn es noch Spaß macht, mache ich weiter“, sagte er, „und im Moment macht es Spaß.“

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