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Der Blick ging nach unten. Severin Freund ärgerte sich über Platz vier von der Großschanze. Neue Hoffnungen gibt es nun für den Teamwettbewerb.

© REUTERS

Teamwettbewerb im Skispringen: Fliegende Selbsthilfegruppe

Olympia-Wettkampf des Tages: Die deutschen Skispringer wollen heute als Mannschaft Frust abbauen. Für Bundestrainer Werner Schuster ist zwischen Platz eins und sechs alles drin.

Um Mitternacht lud Severin Freund seinen Kummer bei Werner Schuster ab. Der gefasst wirkende Bundestrainer nahm seinen Skispringer in den Arm, der nach dem Springen von der Großschanze den Tränen nahe war. Dem 25-jährigen Freund scheint die tragische Rolle des ewigen Vierten zugeschrieben. Zum dritten Mal nacheinander verpasste er nur knapp eine Einzelmedaille. Freund hatte die Bronzemedaille am Samstagabend nur um 2,6 Punkte verfehlt. In der Nacht hatte er noch lange wach gelegen.

„Ein vierter Platz ist immer bitter, vor allem bei einem Großereignis“, sagte Freund. „Ich werde mich noch ein wenig ärgern und meinen Frust rauslassen, dann beginnt die Vorbereitung auf die Mannschaftsentscheidung“, sagte er trotzig. „Irgendwann stehe ich auch mal auf dem Podest.“ Die letzte Chance bei diesen Spielen bietet sich am Montag im Teamwettbewerb (18.15 Uhr/ARD). „Da wollen wir nach oben, da gehören wir nach oben.“

Allerdings brauchten auch Freunds Teamkollegen Trost. Andreas Wellinger saß nach Rang 45 deprimiert in der Kabine. „Für ihn ist eine Welt zusammengebrochen“, berichtete Schuster. „Seit ich ihn kenne, habe ich ihn noch nie so enttäuscht gesehen.“ Auch Richard Freitag enttäuschte von der Großschanze als 21. und wurde nach einer internen Ausscheidung aus dem Teamwettbewerb gestrichen. Für ihn wird heute Andreas Wank springen.

Dem Bundestrainer blieben nur 24 Stunden, um seine Springer wieder aufzubauen. „Zwischen Platz eins und sechs ist alles drin“, sagte Schuster. Für ihn geht es auch ums große Ganze. Sein Weg des Neuaufbaus könnte hinterfragt werden, wenn die Skispringer erstmals seit 1992 ohne Medaillen bleiben sollten. Erste kritische Nachfragen, ob den deutschen Springern die nötige Wettkampfhärte fehle, bügelte er unwirsch ab. „Es ist ein bisschen respektlos wenn man sagt, wir sind nicht kaltschnäuzig genug“, sagte der Österreicher. „Alle Medaillengewinner sind toll, alle anderen sind Deppen. Ich kann damit nicht viel anfangen.“

Vielleicht richtet sich das Team am 23-jährigen Marinus Kraus auf. Der hatte mit Platz sechs auf der Großschanze ein glänzendes Olympia-Debüt gefeiert. „Wir lassen nicht locker“, sagte Kraus euphorisch. „Wenn jeder brav springt, dann wird das was.“ (dpa)

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