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Sport: Teile und herrsche

Der deutsche Fußball hat sich in den vergangenen Jahren erfolgreich den Ruf erarbeitet, ein Hort der Rückständigkeit zu sein. Erneuerung ist anderswo, in der Bundesliga waltet allein das Bewährte.

Der deutsche Fußball hat sich in den vergangenen Jahren erfolgreich den Ruf erarbeitet, ein Hort der Rückständigkeit zu sein. Erneuerung ist anderswo, in der Bundesliga waltet allein das Bewährte. Nur in Berlin, dem kreativen Zentrum des Landes, herrscht der revolutionäre Geist der Moderne. Bei Hertha BSC wurde für Huub Stevens einst das Ultimatum erfunden, das kein Ultimatum ist, und auch bei der Besetzung des Trainerpostens für die neue Spielzeit will der Bundesligist Wege gehen, die niemand zuvor gegangen ist.

Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren ist, wird Hertha die Frage, ob Karsten Heine Trainer bleiben darf, mit einem entschlossenen Jein beantworten. Heine hat die Mannschaft in den letzten sechs Spielen der Saison betreut, er hat den Verbleib in der Liga gesichert und alle drei Auswärtsspiele gewonnen. Da müsste der Verein doch mit dem Klammerbeutel gepudert sein, einen solchen Trainer nicht weiter zu beschäftigen. Andererseits: Heines Heimbilanz ist noch schlechter als unterirdisch. Dreimal trat die Mannschaft zu Hause an, dreimal hat sie verloren. Da müsste man doch mit dem Puderbeutel geklammert sein, einen solchen Trainer nicht zu entlassen.

Die Lösung für dieses Problem ist so einfach wie charmant. Hertha geht den Weg der Individualisierung konsequent weiter. Wie andere Vereine Spezialisten als Ko-, Reha-, Mental-, Technik-, Torwart-, Undsoweitertrainer beschäftigen, so werden die Berliner für die neue Saison einen Heimtrainer suchen, der sich mit dem Auswärtstrainer Heine die Arbeit teilt. Wenn Heine seine Erfolgsserie in der Fremde fortsetzt, müsste der neue Heimtrainer nur jedes zweite Spiel im Olympiastadion gewinnen, damit Hertha Meister wird.

Dem Vernehmen nach wollen die Berliner dieses Prinzip sogar auf die Vereinsführung anwenden. In einer Strukturreform sollen die Kompetenzen neu geregelt werden. Demnach wäre Manager Dieter Hoeneß nur noch für Siege zuständig. Bei Niederlagen soll Michael Preetz stärker in die Verantwortung genommen werden.

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