zum Hauptinhalt
Verbissen. Andrea Petkovic hatte zwischenzeitlich den Spaß an ihrem Sport verloren.

© dpa

Tennis: Andrea Petkovic: Der Spaß ist zurück

Andrea Petkovic hatte zuletzt die Freude am Tennis verloren. 2016 will sie aber wieder angreifen.

Es waren schockierende Worte, die von Andrea Petkovic Ende der Tennis-Saison aus China übermittelt wurden. Da war von Depressionen die Rede, davon, dass sie die Lust am Tennis verloren habe und so auf gar keinen Fall weitermachen wolle. Aussagen, die in Deutschland hohe Wellen schlugen, viele Fans befürchteten das Karriereende der beliebten Darmstädterin. Petkovic selbst saß im Flieger, als in Deutschland heftig über ihre Zukunft diskutiert wurde. Erst als sie wieder in Frankfurt gelandet war, bekam sie das Ausmaß der Debatten mit.

Die letzten fünf, sechs Monate hatte sie sich "nur noch gequält"

„Ich war ein bisschen erschrocken“, sagte Petkovic nun in einem Interview der dpa. „Weil ich gar nicht so nah dran war, wirklich alles hinzuschmeißen.“ Allerdings habe sie deutlich gemerkt, dass sich etwas ändern müsse, weil sie sich die letzten fünf, sechs Monate „nur noch gequält habe“, wie sie einräumte. „Es war mir klar, dass ich die Zeit jetzt nutzen muss, die Liebe und den Spaß am Tennis wiederzufinden.“

Denn ihre Passion für den Sport, die sie all die Jahre gespürt hatte, war vollkommen weg. „Es war ein langsamer Prozess“, sagte Petkovic, rückblickend habe alles mit der Lebensmittelvergiftung angefangen, die sie sich beim Turnier in Madrid eingefangen hatte. Bis dahin habe sie eineinhalb Jahre „sehr entspannt“ gespielt. Doch die Salmonellen-Erkrankung habe sie völlig aus der Bahn geworfen. „Danach habe ich mir wieder Stress gemacht, hatte Angst, dass ich irgendetwas verpasst hätte“, erzählte die ehemalige Top-Ten-Spielerin, die bekannt dafür ist, zu Extremen zu neigen und sich zu viele Gedanken zu machen.

"Ich glaube, dass ich Anflüge von depressiven Verstimmungen hatte“

Erschwerend hinzu kam, dass ihre Mutter in der Zeit krank war und einige Male operiert werden musste, während Petkovic bei Turnieren in China weilte. „Das waren die schwierigsten Phasen. Es war irgendwie immer das Gefühl da, ich will gar nicht hier sein, sondern zu Hause“, berichtete die Fed-Cup-Spielerin. Da auch ihr Vater Zoran aus diesem Grund nicht bei ihr war, fühlte sich Petkovic hilflos und allein und zog sich immer mehr zurück. „Ich war wirklich am zufriedensten, wenn ich in meinem Bett lag, gelesen oder irgendeine dumme Serie auf Netflix geschaut habe“, sagte Petkovic. Alarmierende Worte, wenn man weiß, wie lebensfroh, interessiert und aufgeschlossen die 28-Jährige eigentlich durchs Leben geht. „Ich glaube, dass ich Anflüge von depressiven Verstimmungen hatte“, räumte Petkovic ein.

Doch nach einigen Tagen im Kreise der Familie und einem Trip mit der besten Freundin nach New York seien die Lebensgeister zurückgekehrt. „Ich hatte wieder Lust auf Sachen, wollte hier hin wollte dahin“, berichtete Petkovic. Ihre Augen funkeln, ihre Arme sind in ständiger Bewegung. Man merkt, die alte Andrea Petkovic ist wieder da. Allerdings hat die schwere Phase sie auch nachdenklicher werden lassen. Wenn sie über ihre Ziele für das neue Jahr spricht, nennt sie keine Titel und oder Ranglisten-Plätze. Stattdessen will sie versuchen, sich „den Spaß und die Liebe am Tennis zu erhalten“. „So wie ich mich jetzt fühle, so möchte ich mich auch fühlen, wenn ich auf der Tour bin."

Große Hoffnungen setzt sie in ihren neuen Trainer Jan de Witt. „Ich habe großes Vertrauen in ihn“, sagte die Hessin. „Es ist das erste Mal in meiner Karriere, dass ich Verantwortung abgebe.“ Früher diskutierte sie ausdauernd nach jeder Trainingseinheit über Inhalte und Pläne. Nun folgt sie de Witt, der parallel auch den Franzosen Gilles Simon trainiert.

Ein großes gemeinsames Ziel von Petkovic, die Fan des Fußball-Bundesligisten Darmstadt 98 ist, sind die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. „Ich habe noch nie in meinem Leben Olympische Spiele mitgemacht und diese Erfahrung möchte ich unbedingt noch machen“, sagte Petkovic und lächelte. Allein der Gedanke an Tennis unweit der Copacabana sorgt für eine riesige Vorfreude. Petkovic kann dieses positive Gefühl nach der schweren Phase sehr gut gebrauchen. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false