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Tennis: Chinesisches Roulette

Trotz des guten Abschneidens in Wimbledon hat Rainer Schüttler kaum noch Chancen auf Olympia.

Berlin - Rainer Schüttler wird heute sein Viertelfinale von Wimbledon fortsetzen, Philipp Kohlschreiber erreichte das Finale in Halle. Erfolge, die für deutsche Tennisprofis in der letzten Zeit rar waren und deswegen hoffen lassen. Hoffen vor allem auf die in rund fünf Wochen beginnenden Olympischen Spiele. Allerdings ist der Stichtag der Nominierung längst verstrichen, einzig Nicolas Kiefer, der im vergangenen Herbst beim Masters-Turnier in Madrid das Halbfinale erreichte, erfüllte die Kriterien des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) und des Internationalen Tennisverbands (ITF). Letzterer schloss am Dienstag zumindest eine Qualifikation Schüttlers vorerst aus. Die Nominierungskriterien zum Stichtag (9. Juni) habe Schüttler nicht erfüllt. Auf der Meldeliste der ITF für Olympia taucht Schüttlers Name nicht auf, dafür der von Denis Gremelmeyer aus Lampertheim, der allerdings die DOSB-Kriterien nicht erfüllt. Schüttler steht nicht einmal auf der Liste möglicher Nachrücker.

Dabei hat der 32-Jährige in Wimbledon das deutsche Tennis bisher bestens vertreten. Schüttler hat weiterhin Chancen, ins Halbfinale einzuziehen. Gestern musste er erst einmal lange warten, ehe er nach einer Regenunterbrechung sein Viertelfinale gegen Arnaud Clément beginnen konnte. Beim Stand von 1:1 nach Sätzen (6:3, 5:7) wurde die Partie wegen Dunkelheit abgebrochen, heute geht es weiter.

Dass Schüttler noch auf Olympia hoffen kann, liegt an den Härtefallentscheidungen, die in der letzten Nominierungsrunde des DOSB am 15. Juli noch getroffen werden können. Der DTB könnte einen solchen Antrag stellen, da Schüttler in Wimbledon die ursprünglichen Kriterien für eine Nominierung erfüllt hat, nur außerhalb des vorgegebenen Zeitraums.

Klaus Eberhard, der Sportdirektor des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) ist nicht sehr zuversichtlich, will sich aber weiter für Schüttler einsetzen. Weil die Meldeliste bereits fertig ist, müsste für ihn ein anderer Spieler von der Liste gestrichen werden. Zum Stichtag musste der DOSB angeben, wie viele Spieler er nach Peking schicken werde. Es waren nur zwei: der bereits qualifizierte Kiefer und sein Doppelpartner. Kiefer soll laut DOSB auch im Doppel antreten, seinen Partner kann der DTB außerhalb der Kriterien bestimmen. Zur Zeit ist dafür Kohlschreiber vorgesehen, der dann auch im Einzel antreten dürfte. Die Wildcards, die an Härtefälle vergeben werden, sind nach Angabe der ITF ebenfalls bereits verteilt, auch diese müsste man also einem anderen Land wieder wegnehmen.

Spekulationen, Schüttler könnte nun als Doppelpartner von Kiefer vorgezogen werden, dementierte Eberhard, auch wenn beide gemeinsam in Athen 2004 die Silbermedaille holten. Kohlschreiber erfüllt zwar die Nominierungskriterien der ITF, nicht aber die des DOSB, der wie in anderen Sportarten die „Endkampfchance“ als Kriterium ansetzt – beim Tennis heißt das Achtelfinale. Deswegen ist das Doppel mit Kiefer für Kohlschreiber wohl die einzige Chance auf eine Nominierung, die zwar wahrscheinlich, aber noch nicht sicher ist.

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