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Tennis: Der Davis-Cup kehrt heim

Rekordsieger USA schlägt Russland und holt erstmals seit 1995 den Pokal. Ein besonderer Triumph für Patrick McEnroe.

Portland/Oregon - 12 000 Fans tanzten jubelnd auf den Stühlen, während sich die Spieler auf dem Hartplatz in den Armen lagen und mit der US-Flagge eine Ehrenrunde drehten. Zwölf Jahre hat es gedauert, bis der Davis-Cup wieder in seine gefühlte Heimat zurückgekehrt ist. Schon nach dem Doppel hatten die USA den Kampf im Memorial Coliseum von Portland am Samstag (Ortszeit) für sich entschieden und Titelverteidiger Russland besiegt. Den bis dahin letzten Triumph hatte der Rekordsieger 1995 gefeiert: Die Mannschaft um Pete Sampras und Jim Courier hatte damals ebenfalls die Russen auf Sand und in Moskau geschlagen.

Den Sieg bringenden dritten Punkt am Wochenende holten Mike und Bob Bryan, die sich im Doppel mit 7:6 (7:4), 6:4, 6:2 gegen Nikolai Dawidenko/Igor Andrejew durchsetzten. Andy Roddick gegen Dimitri Tursunow und James Blake gegen Michael Juschni hatten tags zuvor schon den Grundstein für den 32. Triumph der Amerikaner gestellt. „Von diesem Moment haben wir geträumt, seitdem wir zwei Jahre alt sind. Dafür haben wir unser ganzes Leben gearbeitet“, sagte Mike Bryan, nachdem er mit seinem Zwillingsbruder den entscheidenden Matchball verwandelt hatte.

Noch vor einem Monat war der zwei Minuten jüngere der Bryan-Brüder am Boden zerstört gewesen. Seine Ellenbogen-Verletzung hatte den Start des weltbesten Doppels beim Masters Cup in Schanghai verhindert und auch die Teilnahme am Davis-Cup-Finale schien kaum möglich zu sein. Nur zu verständlich war deshalb, was ihm nach dem alles entscheidenden Sieg durch den Kopf ging: „Es gibt keine Worte, die das ausdrücken, was ich jetzt gerade empfinde. Höchstens: Wooow.“ Vom schönsten Erfolg seines Tennis-Lebens sprach auch sein Bruder Bob. Er bedankte sich bei den Fans, die der 12 000 Zuschauer fassenden Halle eine echte Heimspielatmosphäre erzeugt hatten. „Die Zuschauer haben uns unglaublich gepuscht. Der Sieg war auch ihr Verdienst, denn Dawidenko und Andrejew haben stark gespielt.“

Von den Fans fühlte sich auch Andy Roddick („Ein ganz großer Moment“) im ersten Match des Finals getragen. „Sie waren einfach große Klasse“, meinte der Star im Team von Patrick McEnroe. Wie beim 4:1 im Halbfinale in Schweden zeigte der in wichtigen Momenten oftmals schwächelnde Weltranglisten-Sechste diesmal Nervenstärke und Klasse. Das bekam Tursunow bei Roddicks 6:4, 6:4, 6:2 im ersten Match des Finals zu spüren. James Blake hatte Juschni in einem Tiebreak-Krimi mit 6:3, 7:6 (7:4), 6:7 (3:7), 7:6 (7:3) bezwungen. „Es gibt keinen schöneren Moment als jetzt“, sagte er. „Ich bin so stolz, ein Mitglied dieser Mannschaft zu sein.“

Für Patrick McEnroe, den kleinen Bruder der Tennis-Legende John McEnroe, war der erste Sieg eines US-Teams seit 1995 ein besonderer Triumph. Sein Bruder hatte den Pokal als Spieler zwar fünf Mal geholt, als Team-Kapitän war er aber erfolglos geblieben und nach einem Amtsjahr 2000 lautlos zurückgetreten. Patrick holte als erster McEnroe auch als Teamkapitän den wichtigsten Mannschaftspokal im Tennis. „Dafür haben wir sieben Jahre lang gearbeitet“, sagte er. „Es war ein langer Weg.“ dpa

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