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Berlins größtes Talent. Lisickis Tochter Sabine bereitete sich 2013 auf der Anlage des LTTC Rot-Weiß auf die French Open vor.

© imago sportfotodienst

Tennis in Berlin: Lisicki bastelt an der Zukunft vom LTTC Rot-Weiß

Der Vater von Sabine Lisicki, Richard Lisicki, will beim LTTC Rot-Weiß Talente auf dem Weg ins Profitennis coachen und begleiten.

Der Ledersessel droht Richard Lisicki zu verschlucken. Ich bin nicht so wichtig, sagen seine Augen. Neben ihm sitzt Markus Zoecke, und der sagt ganz anderes: „Der Name Lisicki ist für uns von großer Bedeutung.“ Als Verein, der eine lange Tradition mit namhaften Tennistrainern habe, sei man sehr froh, dass sich der prominente Coach für eine Partnerschaft bereit erklärt habe.

Mit Beginn des kommenden Jahres wird Richard Lisicki, Vater und jahrelang Trainer von Sabine Lisicki, beim Lawn-Tennis-Turnier-Club Rot-Weiß in Grunewald sogenannte Highlight-Wochen durchführen. „Wir wollen damit eine Lücke schließen und jungen talentierten Nachwuchsspielern den Weg ins Profitum ebnen helfen“, sagt Zoecke. Nach der Rückkehr des früheren Weltklassespielers vor gut einem Jahr, der seitdem als Sportdirektor die sportlichen Belange des Tennisclubs lenkt, ist Lisickis Jawort ein zweiter Meilenstein. Das findet jedenfalls Werner Ellerkmann. „Die Verpflichtung von Dr. Richard Lisicki war für uns der nächste logische Schritt um das leistungsorientierte Tennistraining im LTTC Rot-Weiß weiter zu stärken“, sagt der Klub-Präsident.

Der frühere Davis-Cup-Spieler Zoecke brachte seinerzeit seine Tennis-Point-Academy für deutsche und internationale Talente aus München mit zu Rot-Weiß nach Berlin, was den Klub wirtschaftlich aber auch sportlich voranbrachte. Ziel der Akademie ist es, Jugendliche unter professionellen Trainingsbedingungen auszubilden und an die Weltspitze des Tennis heranzuführen. „Bei uns stimmen inzwischen die Rahmenbedingungen für gutes Leistungstennis wieder“, sagt Markus Zoecke. Neben einem engagierten Trainerteam, einem modernen Komplex aus Fitnessbereich und einer sportmedizinisch ausgerichteten Praxis für Physiotherapie wird dieser Tage nun ein neuer Hallenboden verlegt, ein hochwertiger Turnierbelag auf einer Holzkonstruktion, wie es ihn sonst nur bei Profiturnieren gibt. „Damit können wir dauerhaft perfekte Bedingungen bieten“, sagt Zoecke.

Ein neuer Hallenbelag bietet ganzjährig Profibedingungen

Obendrauf kommt jetzt das spezielle Know-how von Richard Lisicki. Der promovierte Sportwissenschaftler führte vor allem seine Tochter in die Weltspitze und begleitete sie jahrelang auf der Tour. Zuletzt betreute er die Wimbledon-Finalistin von 2013 in diesem Jahr beim wichtigsten Grand-Slam-Turnier, wo die 25-Jährige wieder bis ins Viertelfinale vorstieß. Von der Idee ihres Vater sei sie begeistert, solange er keine Konkurrenz für die eigene Tochter coache. Die erste Highlight-Woche soll im kommenden Februar stattfinden, dann wieder Ostern, im Sommer und im Herbst. Lisicki, Trainer des Jahres 2011 des Deutschen Tennis-Bundes, hat durchaus Erfahrung in der Arbeit mit jungen Talenten, bei Rot-Weiß geht es ihm vorrangig darum, Erfahrungen zu vermitteln: Wie kann man es zum Profi bringen? Was braucht es, um auf der Tour zu bestehen?

„Ich sehe hier die Möglichkeit, hoffnungsvollen Talenten zu helfen, aber auch mit deren Eltern ins Gespräch zu kommen“, sagt Lisicki. Auch sie müssten darauf vorbereitet werden, was auf sie zukomme, sollte ihr Kind den Weg ins Profitennis einschlagen. „Das ist mit viel Arbeit und Aufwand verbunden, aber auch mit Enttäuschungen“, sagt Lisicki. Die Eltern auf diesem Weg mitzunehmen und zu begleiten sei schon deswegen so wichtig, weil sie lange Zeit die einzigen und größten Sponsoren ihrer Kinder seien. Oft genug stünden die Talente nach der zehnten Klasse oder dem Abitur vor der Frage, welchen Weg sie einschlagen sollen. Zumal es heute viel schwieriger geworden ist, sich als Profi eine Position in der Weltrangliste zu verschaffen, die als Eintrittskarte in die große Turnierwelt gilt. „Heute brauchst du 500 oder 600 Punkte, ehe es ans Geldverdienen geht“, sagt Markus Zoecke. Das aber sei wichtig, das Training zwischen den Turnieren und die Reisekosten wollen beglichen werden.

Rudi Molleker ist eines der größten Talente

„Wir wollen mit unserer Arbeit eine gesunde Basis für den Einstieg ins Leistungstennis legen“, sagt der Sportdirektor. Über die Partnerschaft mit Lisicki, der rege Kontakte zu Nick Bollettieri und dessen Tennis Academy in Bradenton an der Westküste Floridas unterhält, sollen aber auch internationale Talente den Weg zu Rot-Weiß finden und sich idealerweise an den Verein binden. Obgleich der Verein sich noch in der Konsolidierungsphase befände, gehe es hierbei nicht ums Geldverdienen. „Unser Ziel ist es, mit einem Frauen- und einem Männerteam Bundesliga zu spielen – mit eigenen Leuten“, sagt Zoecke.

Im Jugendbereich stellt Rot-Weiß inzwischen wieder deutsche Spitze dar. Rudi Molleker etwa, 14 Jahre alt, ist bei der U 14 die Nummer eins in Deutschland, bei der U 16 die Nummer zwei. Zudem gewann er den EM-Titel (U 14) sowie die Mannschafts-WM. Zu den Talenten zählen auch Robert Strombach (Nummer acht der U 15), Lenard Soha (Nummer zehn der U 16) sowie Santa Strombach, die deutsche Nummer drei der U 14.

„Mit dieser Generation würden wir ganz gern irgendwann Bundesliga spielen“, sagt Markus Zoecke. Richard Lisicki lächelt und nickt. Das schüfe sportliche Reputation, weil es eben kein zusammengekaufter Erfolg wäre, sondern Ergebnis eines eigenen, langfristigen Konzeptes.

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