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Lisicki

© ddp

Tennis: Letzter Aufschlag in Berlin

Sabine Lisicki vergibt einen Matchball und scheidet in der zweiten Runde der German Open aus.

Berlin - Irgendetwas war anders. Schon vor dem Match von Sabine Lisicki standen die Menschen an der Treppe zu Platz eins Schlange. Es sah beinahe so aus, als würde hier gleich Ana Ivanovic spielen und nicht nebenan auf dem Center Court. Dabei war es eine 18-jährige Deutsche, die den wohlbekannten Platz ihres eigenen Tennisvereins betrat. Es ist Sabine Lisicki, die in diesem Jahr wieder einmal die alte Hoffnung weckt. Die Hoffnung, an die sich nicht nur die Zuschauer der German Open seit dem Karriereende von Steffi Graf klammern. Für die Veranstalter wäre das genauso wünschenswert, weswegen sie gleich vier deutsche Spielerinnen in diesem Jahr mit einer Wildcard ausstatteten. Mit Sabine Lisicki schied gestern die letzte der vier und gleichzeitig die größte deutsche Hoffnung aus. Bis zum Schluss hatten die Zuschauer daran geglaubt, dass der 18-Jährigen die große Überraschung gelingen könnte. Fast hätte das geklappt, doch die Berlinerin verlor ihr Zweitrundenspiel nach zwei Stunden und 15 Minuten denkbar knapp mit 3:6, 6:1, 6:7 gegen die Österreicherin Sybille Bammer.

Die 2500 Zuschauer auf dem Platz kamen dennoch voll auf ihre Kosten. Gegen die Linkshänderin Sybille Bammer, derzeit Position 23 der Welt, erfüllte Sabine Lisicki diese Erwartungen von Beginn an mit extrem druckvollem Spiel. Keine Spur der Nervosität, die sie noch in der ersten Runde gegen die Israelin Shahar Peer am Montag deutlich gezeigt hatte. Sichtlich erfreut, auch am dritten Tag ihres Heimatturniers noch mit von der Partie zu sein, betrat sie lächelnd den Platz. Den ausgeglichenen ersten Satz verlor sie relativ klar, obwohl es lange so aussah, als könnte sie das Spiel noch einmal drehen. Sechs Satzbälle wehrte sie ab, verlor aber dennoch den ersten Durchgang mit 3:6.

Doch Lisicki ist eine Kämpferin. Immer wieder feuerte sie sich selbst an und ging bei mit ihren Schlägen volles Risiko. Und sie überzeugte: Lisicki, nun die klar bessere Spielerin auf dem Platz, ging schnell mit 5:0 in Führung, gab zwar noch einmal ihren Aufschlag ab, blieb aber ruhig und gewann den zweiten Satz schließlich souverän mit 6:1.

So sicher spielte sie, dass alle Zuschauer damit rechneten, sie würde das Spiel souverän zu Ende bringen. Denn im dritten Satz machte Lisicki einfach so weiter. Die Berlinerin ging 4:0, dann 5:1 in Führung, als sie plötzlich begann, nachlässig zu werden. Sybille Bammer witterte ihre Chance, gewann ein Spiel nach dem anderen und auf einmal stand es 5:5. Lisicki schien gar nicht zu wissen, wie ihr geschah, bat ihren Vater und Trainer zum Coaching auf den Platz. Sie drehte noch einmal auf, gewann das Spiel zum 6:5 und hatte sogar in Bammers Aufschlagspiel beim Stand von 30:40 einen Matchball. Sie verschlug ihn leichtfertig und sollte keinen weiteren bekommen. Im anschließenden Tiebreak ging sie zwar wieder mit 5:2 in Führung. Doch Lisicki schien auf einmal wieder nachzudenken, die druckvollen Schläge gelangen nicht mehr, sie zitterte regelrecht. Bammer holte wieder auf und nutzte ihren ersten Matchball beim Stand von 6:5.

Am Ende scheiterte Lisicki eigentlich nur an sich selbst. Doch trotz der Niederlage gibt ihr Auftritt Anlass zur Zuversicht, dass sie bald mit der Weltspitze mithalten kann. Das Schlangestehen könnte sich also auch in Zukunft lohnen.

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